des dünnwandigen, hinsichtlich seiner Scherbenstärke dem Glas gleich-
kommenden Bechers sollte die Möglichkeit einer Herkunft aus Köln aus-
schließen und die primäre Form läßt den Herstellungsort in nicht allzu
großer Entfernung vom Fundort vermuten.
Eine andere, bisher nur in zwei vollständig erhaltenen Exemplaren und
in einem Fragment nachgewiesene Gruppe zeichnet sich durch einen pinien-
artigen rot-gelb glasierten Zapfendekor aus. Entweder ist die ganze Gefäß-
wandung oder nur ein Teil derselben in solcher Weise ausgeführt. Die
Spitzen dieser aus dem Material herausgetriebenen, somit nicht aufgesetzten
Zapfen sind abgekappt und in den so entstehenden kleinen Kreisbogen ist
ein Kreuz aufgedrückt. Weitere Verzierungsmotive sind plastische Eulen-
federn, welche wachsend in mehreren Reihen übereinander angeordnet
werden, sowie eine geschlossene Musterung aus enganeinander stehenden,
mit Hilfe eines Stempels hergestellten kleinen kreisförmigen Eindrücken.
Die Sammlung Figdor besitzt die in Figur 103 abgebildete Scheuer aus
Ton. Noch bedeutender ist eine große Deckelvase in den Kunstsammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses (Abb. 104). Bezeichnend für diese Gruppe
von Prunkgefäßen ist die Vorliebe des Schöpfers, den Deckel mit einer
schildhaltenden Figur w sei es ein kniender nackter Mann oder ein
hockender Löwe - zu krönen und seine Arbeiten stets auf einen Dreifuß
zu stellen, wobei er mit großer Erlindungsgabe bald Wappenschilde, bald
wieder stilisierte Löwentatzen oder eine sechsblättrige Rose wählt. Die
letzterwähnte Form der Füße besitzt das in Wien, I., Schauflergasse 4,
bei einem Umbau aufgefundene Fragment, welches in diesem Teile mit
dem Zwinglibecher übereinstimmt (Abb. 105). Die Provenienz der Kera-
miken mit Zapfendekor ist jedenfalls Österreich, und zwar die Donau-
gegend; die engere vermutlich Wien, worauf der alte Besitz des Stückes
im Hofmuseum, das Bindenschildwappen auf der Scheuer bei Figdor und
der Fund in nächster Nähe der Wiener Hofburg hinweisen.
Die Vorliebe für
das durchbrochen ge-
arbeitete Maßwerk der
Gotik hat sich zuerst
von der Architektur
auf die Goldschmiede-
und Metallkunst, im
XV. Jahrhundert auf
das Mobiliar und zu-
letzt auf das kera-
mische Kunstgewerbe
übertragen. Gefäße mit
diesem Dekor wurden
doppelwandig herge-
Abb. x07. Grün glasierte Henkelsehale mit durchbrochen gearbeiteter _ _
Außenwandung, Tirol, um x5oo (Burg Kreuzenstein) stellt; In ihren beiden