der nach der Lesung der Inschrift durch Karabacek in den Beginn des
XVII. jahrhunderts und ins türkisch-griechische Inselgebiet zu versetzen wäre.
Im XVII. und XVIII. Jahrhundert ragen unter den türkischen Erzeug-
nissen besonders die „Skutari-Decken" hervor (vergleiche Abb. g). Auch
diese Decken können übrigens zum Teil aus Italien stammen; jedenfalls sind
sie dann aber für den Orient gearbeitet und gehören somit kunstgeschichtlich
diesem an. Vielfach ist bei ihnen noch recht deutlich, daß die scheinbar
zentrale Musterung eigentlich dadurch entstanden ist, daß man einen
einzelnen großen Rapport umrandet hat. Die Eckstücke sind ursprünglich nur
Viertel versetzt angrenzender Rapporte, die nicht wegfallen konnten, wenn
man den einen ganz geben wollte; setzte man zahlreiche solche Decken ohne
Ränder zusammen, so erhielte man einen unendlich gemusterten Stoff. Nicht
immer ist das ganz klar; auch haben wir hier nicht Neues vor uns. Alte Buch-
einbände, Miniaturen und Teppiche zeigen das lange; doch ist es hier in der
Vereinfachung eben recht deutlich und wieder ein Beweis der Erhaltung des
Alten in der mehr volksmäßigen Kunst. Denn eine solche ist die türkische,
wenn wir von den unmittelbaren I-Iofmanufakturen absehen, der persischen
gegenüber immer geblieben. Und selbst in den I-Iofmanufakturen scheint
sich der Geist der Vereinfachung und Verstärkung geltend gemacht zu haben,
entspricht er doch, wie man mit Recht hervorgehoben hat, dem innersten
Wesen des schlichtehrlichen und mannhaften Türken im Vergleiche zu dem
weltmännischen, aber in seinem Wesen nicht immer geraden Perser.
Wir müssen somit auch in der türkischen Kunst eine wertvolle und
eigentümliche Äußerung menschlichen Kunstschaffens überhaupt erkennen,
und man hat sie unwillkürlich wohl immer als solche empfunden.
Es würde uns hier zu weit fuhren, wollten wir auch die indisch-islami-
tischen Arbeiten näher betrachten, rnußten wir sie doch bei Persien schon
erwähnen und ist uns die strenge Scheidung von diesen nur in wenigen
Fällen möglich; wie bei den Teppichen ist das eigentümliche weite Verstreuen
der an sich oft sehr naturalistischen Blüten für die indischen Arbeiten viel-
fach bezeichnend, manchmal auch eine gewisse fast kleinliche Zierlichkeit.
Die Ausstellung würde ihr weitgestecktes Programm aber nicht erfüllen,
wenn sie so, wie die nichtislamitischen Vorstufen, nicht auch die nicht-
islamitischen Ausläufer der mohammedanischen Kunst gebracht hätte. Da
fallen besonders die an persische Vorbilder sich anlehnenden „Polengürtel"
aus Sluck und Krakau, die Graf Mycielski und Graf Franz Potocki in Krakau
sowie andere Sammler zurVerfügung gestellt haben, und einige venezianische
Arbeiten auf. Gewissermaßen umgekehrt liegen die Verhältnisse bei späteren
türkischen (und armenischen) Stickereien, die ganz unter Barock- und Rokoko-
einflüssen stehen, wie sie hauptsächlich durch Italien vermittelt wurden.
Bei den nordisch-europäischen Arbeiten sind es wohl mehr Nach-
wirkungen aus romanischer Zeit, in der die orientalische und europäische Kunst
eben noch nicht deutlich geschieden waren; doch sind wohl auch einige
unmittelbar islamitische Einflüsse zu erkennen.