kunde eine ganz besondere Rolle als Schauplatz der Ausstellung vom
Jahre 1890, wo zum erstenmal wieder die Aufmerksamkeit auf diesen
bedeutsamen Zweig der orientalischen Kunst gelenkt wurde. Dem hoch-
verdienten damaligen Leiter des I-Iandelsmuseums und später des Österreichi-
schen Museums A. von Scala verdanken wir die Herausgabe der imposanten
Wiener Teppichpublikationen der Jahre 1892 und 1907. Wiener Kunst-
historiker, wie Alois Riegl und Moriz Dreger, haben die Geschichte des
orientalischen Teppichs in besonderem Maße gefördert.
Der seidene Jagdteppich des Kaisers Franz Joseph (Nr. I) ist durch seine
mustergültige, von der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien besorgte Ver-
öffentlichung in dem erwähnten Werke (Taf. 81, 86-89) allgemein bekannt;
aber auch die höchstgespannten Erwartungen wurden für den, der, wie der
Berichterstatter, ihn bisher nicht von Augenschein kannte, übertroffen. Die
Erhaltung ist erstaunlich; nur die weniger haltbare schwarzgefärbte Seide
ist meist verschwunden, und dies Fehlen des Schwarz, anstatt dessen die
gelb-rosafarbene Kette und der Eintrag sichtbar werden, macht den Gesamt-
eindruck zarter und weicher als er ursprünglich gewesen sein mag. Er-
staunlich ist die Feinheit der Knüpfung (400 Knoten auf 1 Quadratzentimeter),
die hiermit zusammenhängende Sicherheit der Zeichnung, die harmonische
Farbenstimmung, die vielleicht noch mehr zum Ausdruck gekommen wäre,
wenn der Teppich ohne schützende Glasdecke hätte zur Aufstellung gebracht
werden können. Es kann wohl kein Zweifel darüber sein, daß es sich um
ein seltenes Prunkstück handelt, das in der königlichen Manufaktur in
Isfahan und für den Hof der Safawiden hergestellt worden ist. Der Teppich
dürfte nicht vor der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, vielleicht erst
gegen Ende des Jahrhunderts entstanden sein, wo die glanzvolle Regierungs-
zeit Schah Abbas des Großen technisch und künstlerisch bedeutsame Auf-
gaben stellte. Als königliches Geschenk mag das Stück ins Ausland gekommen
sein. Nur die im Besitze des Königs von Schweden (F. R. Martin, Oriental
Carpets, P1. 4, 5) und der Baronin Adolphe Rothschild in Paris (W. Bode, Vor-
derasiatische Knüpfteppiche, Abb. 2) befindlichen seidenenJagdteppiche mögen
dem Wiener Kaiserteppich wenn auch nicht gleich-, so doch nahekommen.
Die persischen Tierteppiche, das heißt diejenigen Teppiche, in denen
Tierfiguren zwischen den ornamentalen oder vegetabilischen Ranken ange-
bracht sind, waren, teilweise freilich fragmentarisch, in der stattlichen Anzahl
von 23 vorhanden, und unter ihnen befand sich eine Reihe von Stücken,
die zu den schönsten ihrer Art gehören und zum großen Teil in den Wiener
Teppichwerken veröffentlicht worden sind, so daß ein näheres Eingehen
auf die Teppiche an dieser Stelle überflüssig erscheint; wir nennen den
„Fasanenteppich" des Berliner Kunstgewerbemuseums (Nr. 2), den großen
Tierteppich des Kaiser Friedrich-Museums (Nr. 3), beide von Wilhelm Bode
in Italien gefunden, die berühmten Teppiche des Fürsten Schwarzenberg
(Nr. 4), des Grafen Buquoy (Nr. 6), des Czartoryski-Museums (Nr. 8), der
Herren Thiem in San Remo (Nr. g), Schütz in Paris und Sarre in Berlin (Nr. 7).