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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 8 und 9)

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Unterdessen waren mit den Timuriden, die, aus Persien durch die 
einheimische Dynastie der Safawiden verdrängt, in Hindustan das Reich 
der Großmoguln von Delhi zu Beginn des XVI. Jahrhunderts gegründet 
hatten, die Traditionen der Schule von Samarkand nach Indien gelangt, wo 
sie den Anstoß zu einer neuen, bemerkenswerten Entwicklung gaben. Diese 
ging von dem feinen zeichnerischen und farblosen Stil aus, der sich als 
Reaktion auf die breite und farbenfreudige Manier des XV. Jahrhunderts in 
Westturkestan ausgebildet hatte, und von dem uns nur wenige Beispiele 
erhalten sind. Unter ihnen müssen wir drei winzige Zeichnungen aus dem 
Besitze von Professor Curtius in Erlangen und zwei größere Stücke der Samm- 
lung Sarre hervorheben, die religiös-mystische Gedanken zum Ausdruck 
bringen und uns in die Genienwelt des Islam führen (siehe Abb. 29). In Indien 
stellte sich allerdings sogleich ein Bedürfnis nach Kolorit ein, das sich dann 
aber aus Mangel an direkter Übermittlung sehr selbständig äußern konnte. 
Den wichtigsten Faktor freilich in der Entfaltung der indischen Miniatur- 
malerei bildete die ständige Förderung durch die Herrscher, an deren Hofe 
sich die Kunst völlig konzentrierte. Vor allem sind es das Porträt und die 
Landschaft gewesen, in denen es der Mogulstil bis zur äußersten Voll- 
endung gebracht hat. Das starke Empfinden für alle Elemente malerischer 
Stimmung und die außergewöhnliche Begabung, die Natur im dekorativen 
Sinne ästhetisch zu mo- 
deln, sind die uner- 
reichten Vorzüge dieser 
Künstler. Ihre Minia- 
turen wurden, inAlbums 
gesammelt, mit allerlei 
Rankenwerk umrahmt, 
um von dem glücklichen 
Besitzer in seinen Muße- 
stunden andächtig be- 
trachtet zu werden. Eine 
größere Anzahl solcher 
Sammelbände, die zum 
Teil Arbeiten berühmter 
Maler enthalten, besitzt 
unter andern das Ber- 
liner Museum für Völ- 
kerkunde, aus dessen 
Bestand wir hier ein 
Reiterbildnis wiederge- 
ben (siehe Abb. 30). 
An Einzelblättern finden 
sich besonders wichtige 
 
Abb. 34. Bestürmung einer Burg. Silberschale, Persien, frübsassanidisch 
(Kaiserliche Ermitage, St. Petersburg) Stücke aus den Samm-
	        
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