Kleinasien hauptsächlich in der Seldschukenzeit, einer Epoche von bekannter
religiöser Gleichgültigkeit und offenbar kultureller Abhängigkeit von Persien.
Der starke ostasiatische Einfluß, der mit den Mongoleneixifällen in Vorder-
asien einzog, hat die islamische Ikonographie eigentlich nur mit einigen in
dieser I-Iinsicht harmlosen Fabeltieren (Drachen, Phönix, Kilin etc.) bereichert,
die mit dem Interdikt ebensowenig gemeint sein konnten, wie die aus dem
alten Orient übernommenen Symbole (Sphinxe, Greifen, Sirenenvögel,
Zodiakalbilder etc.). Dasselbe ist wahrscheinlich bei einer ganzen Reihe von
Tieren (Löwen, Enten, Adlern etc.) der Fall, die ihre übertragene Bedeutung
nicht ohne weiteres erkennen lassen, bei denen es aber am naturalistischen
Dolus - wenn man so sagen darf - sicher gefehlt hat. Lehrreich ist dafür
auch die außerordentlich häufige Schilderung von Tieren, die einander ver-
folgen, überfallen oder zerfieischen, ein sehr altes Motiv des Orients, das
offenbar eine Aktion von rnetaphysischer Bedeutung wiedergibt, für die wir
um eine einleuchtende Erklärung noch verlegen sind. Rein ornamental sind
natürlich Tieriiguren in symmetrischer Gegenüberstellung (im Wappenstil)
aufzufassen.
Ähnlich wie bei den Tierbildem liegen die Umstände bei der Darstellung
des Menschen. In Persien hat man sich auch in der Hinsicht nur dann un-
bedingt Schranken auferlegt, wenn religiöse Zwecke in Frage kamen, dagegen
sind in der profanen Kunst Figürliche Szenen stets sehr beliebt gewesen. In
den Miniaturen handelt es sich meist um Illustrationen zu den nationalen
Dichtwerken, bei der Keramik und beim Metall um genrehafte Darstellungen,
Kämpfe, Spiele und dergleichen, bei den Stoffen um eine beschränkte Anzahl
von vereinfachten Schemen aus beiden Gruppen. Die einzigen an das Reli-
giöse streifenden Themata (mit Genien, Engeln etc.) sind mystischen Inhalts.
In den strenggläubigen Ländern ist dagegen die Wiedergabe der mensch-
lichen Gestalt stets verpönt gewesen und nur unter direkten fremden Ein-
flüssen hie und da ausnahmsweise vorgekommen.
Die Blütezeiten des Kunstgewerbes fallen naturgemäß mit den Glanz-
perioden der einzelnen mohammedanischen Staaten zusammen. Persien
hatte, als es vom Islam erobert wurde, in seiner ruhmreichen sassanidischen
Epoche so viel neue Formen hervorgebracht, daß es sogleich bestimmenden
Einfluß auf die Kunst des Kalifats gewann. Wir nehmen noch immer die
Textilien und die Metallarbeiten, die uns aus jener Zeit erhalten sind, zum Aus-
gangspunkt aller Studien auf diesen Gebieten. Im engen Zusammenhange
mit Mesopotamien gelangten dann im Mittelalter die Tauschiertechnik und
die Keramik zu reicher Entfaltung. Mit der Mongolenherrschaft erfolgte ein
neuer Aufschwung, der besonders der Miniaturmalerei förderlich war, und
unter den Safawiden entstanden im XVI. und XVII. Jahrhundert die präch-
tigen Erzeugnisse der Weberei und Teppichknüpferei, die an technischer
Vollendung nicht wieder erreicht worden sind. Ägypten zeigt von allen
mohammedanischen Ländern die ruhigste Entwicklung, die sich von den
koptischen Traditionen durch die Epochen der Tuluniden, Fatimiden und