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gesetzte Fliesensockel befinden, ist dann auch regelmäßig die Gebets-
nische aus Lüsterfayencen gebildet. Die Kostbarkeit dieser Fliesen hat es
mit sich gebracht, daß wohl die meisten Lüstermihrabs zerstört und, leider
zumeist in einzelnen Stücken, ins Ausland verkauft worden sind. Bei diesen
Gebetsnischen verwandte man naturgemäß
rechteckige Platten, aus denen der ganze Auf-
bau, die die Mitte bildende Ädikula mit ihren
Hankierenden I-Ialbsäulen und giebelförmiger
Bekrönung und das das Ganze umschließende
karniesförmige Schriftband zusammengesetzt
wurden. Drei große Platten eines Lüstermih-
rabs aus der Sammlung Gans in Frankfurt am
Main (Nr. 1265) zeigen Halbsäulen und groß
gezeichnete blaue Arabeskenranken in Relief
auf lüstriertem Grunde (Abb. 49); diese Gebets-
nische dürfte gleichfalls schon der zweiten
Hälfte des XIII. Jahrhunderts angehören.
Die wahrscheinlich in Sultanabad zu
lokalisierende Gruppe persischer Fayencen,
die, vielleicht in Nachahmung chinesischen
Seladonporzellans, eine opake hell- oder dun-
kelblaue Glasur über relietiertem Grunde auf-
weisen, war durch die große türkisblaue Vase
des Kaiser Friedrich-Museums in Berlin ver-
treten (Nr. 1190); eine groß gezeichnete Pal-
mettenborte und ein Tierfries sind bei diesem
Stück besonders bemerkenswert." Eine kleine
Schale der gleichen Gattung aus der Samm-
lung Doucet in Paris (Nr. 1189) zeigte über
den Reliefdarstellungen der achtfach gefäl-
teten Wandung ein den Felsreliefs sassani-
discher Zeit entlehntes Motiv: zwei sich ge-
genüberstehende Reiter, die Belehnung des
Königs durch den Gott Ormuzd mit dem Herr-
schaftsring. Hervorzuheben sind ferner die
wiederum wohl aus Rhages stammenden deko-
Abb. 51. Pilasterdekoration aus grün-
glasierten geschnittenen Fliesernßuchara,
um ww n. Chr. (Museum rur Kunst und rativ so wirkungsvollen Flaschen und Schalen,
Gwm" Hmbmg) bei denen auf einfarbigem, meist dunkelblauem
Grunde das Muster in Blattgold, Weiß und Rot über der Glasur aufgetragen
ist (Nr. 1158 - 1165). Unter den in der gleichen Weise hergestellten Wand-
bekleidungen sind die große Mittelplatte einer dunkelblauen Gebetsnische
aus der Sammlung Sarre in Berlin (Nr. 1293) und mehrere sehr schöne
Fliesen, zu einer reliefierten Schriftborte gehörend, aus der Sammlung
'3' Abgebildet in den Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen, XXX, Abb. 40.