sich aber gewöhnt, nur mehr für die bemalten Stücke diesen Ursprung an-
zunehmen und es ist fraglich, ob nicht auch unter ihnen noch einmal eine
neue Scheidung vorgenommen wird. Aus dieser Gruppe, die auf der
Münchner Ausstellung nur durch neun Beispiele vertreten ist, heben wir vor
allem vier Kasten hervor: einen aus dem Würzburger Domschatz mit
ornamental gefülltem Schachbrettmuster auf dem Deckel und thronendem
König zwischen Spielleuten an den Seiten (siehe Abb. 60) ; einen anderen aus
dem Museo Nazionale in Florenz (Collezione Carrand) mit christlichen
Figuren Reitern, Hunden, Vögeln etc.; einen dritten mit Schlangen, Straußen
und Pfauen eigentümlich bemalt aus den Spanish Art Galleries in London
und einen vierten mit Harfenspielern, Tieren und Rankenornament aus dem
Kaiser-Friedrich-Museum; wohl sämtlich aus dem XI. bis XII. Jahrhundert.
Dazu kommen mehrere zylindrische Büchsen aus verschiedenem Besitz.
Die andere Elfenbeintechnik, die Schnitzerei, wurde nachweislich in
Spanien und wahrscheinlich außerdem hauptsächlich in Syrien und Meso-
potamien gepflegt. Aus dem letzteren Gebiet dürften die zahlreichen Oliphante
stammen, die im Mittelalter häufig ins Abendland gelangten. Das bemerkens-
werteste unter ihnen ist zweifellos das von dem Landgrafen Albert III.
von Habsburg (T 119g) dem Kloster Muri geschenkte Reliquienhorn mit einer
Jagdszene, aus dem Kunsthistorischen Hofmuseum in Wien. Ein anderes
Stück aus derselben Sammlung und zwei weitere aus dem Kaiser-Friedrich-
Museum zeigen Reliefdekor von verschiedenen Tieren in Rankenwerk.
Aus dem letzteren Museum stammt ferner ein schöner Kasten mit der
Darstellung von einander überfallenden Tieren, vermutlich auch aus dem
XI. bis XII. Jahrhundert. Das beste Zeugnis von der Kunstfertigkeit, zu der
es die vorderasiatische Elfenbeinkunst gebracht hat, bieten sieben Platten mit
Durchbruchschnitzerei, die mit treffender Charakteristik einen persischen
Fürsten, Musikanten, Tänzerinnen und Jäger wiedergeben; einer der kost-
barsten Schätze der Sammlung Carrand im Florentiner Nationalmuseum,
und vermutlich in der Blütezeit der Seldschuken-Kunst Kleinasiens ent-
standen (siehe Abb. 62 und 63). Ein technisch auf ähnlicher Höhe stehendes
Gegenstück dazu aus Spanien bildet das vom Musee des Arts decoratifs
geliehene Kästchen mit geschnitztem, baumartig gestaltetem Rankenwerk
und der frühen Datierung 967.
HOLZARBEITEN. In der Holzschnitzerei und den ihr verwandten
Techniken, der Intarsia, der Kassettierung und anderen hat von allen moham-
medanischen Ländern Ägypten das I-Iervorragendste geleistet oder es ist
dort wenigstens das meiste erhalten. Es konnte sich dabei auch auf ältere
Traditionen stützen. So zeigt eine Anzahl von koptischen Friesplatten mit
Reliefdarstellungen von Fischern, Jägern, Wasservögeln und Genien, die ein
christliches Kreuz tragen, aus dem Besitze von Dr. Martin, die Ausbildung
dieser Schnitzerei schon für die antike Formenwelt. Später bleibt dann
die Verzierung immer rein ornamental, und zwar bevorzugt man in sich
geschlossene Arabeskenmotive, die durch ein geometrisches Stern- oder