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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 8 und 9)

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Spalierwerk belegt, aus lila punktierten Grundkasten rankt sich Gezweig durch die hellen 
Holzmaschen empor. _ 
Rundbogen schlingen sich darüber, Blumenampeln schweben darin; auf den Pfosten 
sitzen lustig ausgeschnitten grüner Papagei und gelber Kakadu, und „Wein und Winde 
klettert aufwärts und umhüllt die lichten Balken . . ." 
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Unter den Linden sind neben den großen Luxusmagazinen kleine exklusive Kauf- 
stätten für „Connaisseure". Man möchte sie im Gegensatz zu jenen Riesenschaufenster- 
Architekturen Vitrinenhandlungen nennen. 
Im Hause mit dem wohlriechenden Parterre von Lohse und dem Blumenschmidt 
weist ein schmaler Glaskasten mit goldgeprägten, alten Lederbänden und illuminierten 
Miniaturseiten auf das Studio Martin Breslauers, der im zweiten Stocke sein Antiquariat 
kostbarer Drucke mit dem Geschmack einer Amateur-Libreria aufgestellt hat. 
Drüben auf der anderen Seite, neben dem Ministerium des Innern, ist in einem 
alt-berliner Patrizierhaus die Werkstatt des Goldschmieds Emil Lettre, der wie ein 
Kleinmeister der Vergangenheit hier sein Edelmetall klopft und hämmert und seltenes 
Gestein und rares Zierwerk, geschnittene Bergkristalle, Gemmen, Barockperlen zu lebendig 
gefügtem Schmuck bindet. Zu diesen Kunstkammern kam jetzt ein sehr kultiviertes 
graphisches Cabinet von Charles de Burlet. In einem kleinen Laden des Hotels Adlon ist 
es etabliert und Hermann Muthesius hat den innen-architektonischen Rahmen mit 
sicherem Feingefühl komponiert. 
Schon von außen gibt sich das Intime und Distinguierte dieses Lagers kund. Das 
Schaufenster ist als schmale Vitrine ausgebildet. Dunkeltoniger Holzhintergrund hebt nur 
ein delikates Blatt, vielleicht einen farbigen englischen oder französischen Stich hervor. 
Auf den Seitenwänden steht in Tiemannschen Lettern - mattgold auf braunem 
Holz - der Inhalt der Burletschen Mappen angegeben, ihr modernes und retrospektives 
Repertoir. 
Diese praktische Ankündigung wirkt in dem künstlerischen Zug der Schrift zugleich 
schmuckhaft, als ein Ornament, und ihre Form ist stilverwandt dem Stoff, den sie aus- 
spricht; denn diese geschwungene, schwebende Kursiv und diese steile Antiqua stammen 
aus der Familie der artistischen Gravierunterschriften alter Kupfer. 
Zweck und Zierat zugleich vereint auch das Namensschild. Es ist eine schmale 
Bronzeleiste als Abschlußfries der Vitrine auf der Glasscheibe. Der Name, von gerolltem 
Vignettenwerk eingefaßt, ist ausgeschnitten und wird grundiert durch elektrisch beleuch- 
tetes Milchglas. 
Der Innenraum ist als echter Rahmen der Graphik ganz in lichtem Holz gefüttert. 
Der ehemals hohe Raum hat eine niedrigere Decke bekommen. Sie ist aus dem Raume 
trapezförmig entwickelt, mit quadratischer Sprossenteilung, die Füllungen mit rotem 
Krisselwerk ausgemalt und Kristallampions schweben herab. Ein reizend heiterhelles 
Gehäus entstand so und wohl abgewogen stehen darin die tieferen Farben: das Schwarz 
der Mappenschränke, die klingenden Seidenfanfaren der Stoffe, der Portieren und der 
fulligen Polstersessel, deren Harmonie, ein weiches I-Iimbeerrot, mit schwarz und weißem 
Rankenwerk durchzogen ist. 
An den Wänden hängen jetzt, zu einer kleinen Ausstellung vereinigt, Blätter von 
Max Slevogt. Vor allem frapparlte Tierstudien, aus der Vie intime der großen Katzen, 
von samtartigem Schmelz des tupfig braunschwarzen Pelzwerks und von frappantem 
Griff der Bewegung, des Kauernden, Lauernden, des federnden, weich elastischen 
Wiegeschritts, wie auf Tennissohlen. Dazu Affen- und Eisbär-Impressionen, eine 
vibrierende Studie von Fünf-Tagerennen, die im zuckigen Strich und der dumpfen 
geballten Farbe das Fluidum der F ieberspannung suggestiv ausspricht. 
7!
	        
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