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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 10)

französische Madonnen stammen aus dem XIV. Jahrhundert. Aus dem 
XV. Jahrhundert sind französische und deutsche Sandsteinskulpturen, die 
Christi Geburt, das Letzte Abendmahl und ein Fragment der Darstellung 
Jesu im Hause des Simon in naiv anmutiger Weise vorführen. Die Möbel 
sind zum größten Teil in französischem Flamboyant-Stil gehalten. Im selben 
Raume befinden sich aber auch niederländische Möbel, einfacher und 
schwerer als die französischen. Ferner sind noch schöne, vergoldete Eisen- 
gitter aus dem XIII. Jahrhundert hier ausgestellt. 
Ehe man die andern Räume betritt, hat man in die Zentralhalle zurück- 
zukehren, wo man zunächst Werke aus dem XV. und XVI. Jahrhundert 
sieht. Es sind französische Skulpturen aus Sandstein oder gemaltern Kalk- 
stein. Auch einige deutsche und niederländische Holzschnitzarbeiten bekommt 
man zu sehen. Eines der bedeutendsten französischen Werke aus dem 
XV. Jahrhundert ist die Gruppe, die in der Mitte der I-Ialle aufgestellt wurde 
und Marias Unterricht durch ihre Mutter Anna darstellt. Rechts und links 
von dieser lebensgroßen Gruppe finden wir andere französische Skulpturen 
aus dem XV. Jahrhundert. Das realistische Schaffen der burgundischen 
Schule des Klaus Sluter wird besonders gut durch eine Madonna mit Kind 
illustriert. Den mehr rhetorischen Charakter der Arbeiten der Isle-de-France 
zeigen kleine Alabasterfiguren, die Sankt Yvres, Michael und Martin dar- 
stellen. In einer heiligen Barbara finden wir den naiv-koketten Zug, der den 
Heiligen-Figuren jener Zeit oft zu eigen ist. Die Arbeit stammt wahrscheinlich 
aus dem Elsaß. Ein Steinrelief, die zwölf Apostel, zeigt deutlich den Rhyth- 
mus der Formen, der für die gotische Periode in Frankreich charakteristisch 
ist. Die kräftigere Art der niederländischen Kunst jener Zeit wird durch eine 
heilige Familie, die von Engeln umgeben ist, gekennzeichnet. 
Wir komrxien nun zu den Italienern, zunächsti zu den farbigen Reliefs 
von Andrea und Giovanni della Robbia, die den Unterschied zwischen der 
ebenfalls naiven Kunst der Frührenaissance in Italien und der des Nordens 
deutlich dartun. An Stelle der oft unbeholfenen Realistik finden wir das 
Bestreben nach idealer Formengebung. Hervorzuheben sind eine Madonna 
aus der frühen Pisanischen Schule sowie ein Relief von Agostino di Duccio, 
ferner eine anmutige Madonna mit Kind und einem allerliebsten Engel in 
Terrakotta von Verrocchio und Antonio Rossellinos „Lachendes Kind". 
Die Formvollendung der späteren Renaissance wird durch zwei gute 
Skulpturen von Giovanni da Bologna gezeigt. Vor allem ist ein Schrank mit 
Bronzen und Plaketten bemerkenswert, darunter eine Arbeit von Bartoldo, 
dem Lehrer des Michelangelo. Ferner sind unter den Plaketten Arbeiten von 
Valerio Belli) Sansovino und Riccio. Durch einige Statuetten ist auch die 
Schule Michelangelos vertreten. 
Durch vorzügliche Majoliken und farbenreiche Gobelins wird die deko- 
rative Kunst der italienischen Hochrenaissance repräsentiert. 
Die Kleinkunst der italienischen Renaissance ist in einem geschmack- 
vollen Zimmer vereinigt. Zu den besten Arbeiten gehören hier ein schön
	        
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