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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 10)

gehört noch ein heiliger Franziskus aus Elfenbein. Die nordische Renaissance 
finden wir in zwei Nebenräumen. Sie enthalten vor allem deutsche Möbel, 
namentlich Schränke von architektonischem Aufbau. Bei den Truhen und 
Stühlen sind geometrische Muster vorherrschend. Bemerkenswert sind auch 
Palissy-Fayencen und Limusiner Emails. Am meisten aber fällt in einem 
dieser Räume ein großer Gobelin auf, der für den spanischen Hof angefertigt 
wurde, später aber in den Besitz des Kardinals Mazarin gelangte. Die Arbeit 
wurde wahrscheinlich ums Jahr r5ro von Jean de Rome in Brüssel hergestellt. 
Sie glorifiziert in verschiedenen symbolischen Szenen die Kirche. Der Gobelin 
ist aus feiner Seide und Wolle, mit Gold und Silber reich vermischt. Die 
Farbennuancen weisen auf die Kunst des großen flämischen Malers Quentin 
Matsijs hin. Der zweite Raum enthält verschiedene Muster der französischen 
dekorativen Skulptur in Holz und Stein aus dem XVI. Jahrhundert. 
Der folgende Raum zeigt dann die Kleinkunst des XVII. Jahrhunderts. 
Man findet darin holländische, flämische, deutsche und englische Gegenstände 
vereinigt. Gobelins bedecken auch hier die Wände; zwei davon sind von 
Wilhelm von Pannemaker. Zwei kostbare Schränke zeigen holländische 
Schnitzarbeit. Besonders bemerkenswert ist ein Amsterdamer Bett vom 
Jahr I6 50. Ein Schrank mit Einlagen aus chinesischem Porzellan, ein Messing- 
kandelaber, Zinngeschirr und einiges andere vervollständigen den wohnlichen 
Eindruck dieses Raumes. 
In einem besonderen Anbau befindet sich das Schweizer Zimmer aus 
dem Dorfe Flims. Der reich geschnitzte Raum ist aus dem Anfang des 
XVII. Jahrhunderts. Das Zimmer, das noch vor einiger Zeit eine Sehens- 
würdigkeit des Graubiindtener Dorfes bildete, wurde vom Museum erworben 
und in dem Anbau am Nordende der Zentralhalle ausgestellt. Der Raum 
ist genau für das Zimmer konstruiert worden. Die Wände sind mit Schnitz- 
werk reich bedeckt, ebenso die Decke und die Tür. Glasmalereien schmük- 
ken die Fenster. Ein Prachtstück ist der große Kachelofen mit Lehrsprüchen, 
die so naiv sind wie die Figuren, die sich auf biblische Geschichten beziehen. 
Die Einrichtung wird durch geschnitzte Stühle, einen Tisch, auf dem ein 
Zinnkrug und Kassetten stehen, sowie durch eine Bank und Wiege vervoll- 
ständigt. Den Amerikanern dürfte dieser Raum als der originellste des neuen 
Flügels erscheinen. Im eigenen Land ist jedenfalls kein Zimmer aus dem 
XVII. Jahrhundert zu finden, das auch nur im entferntesten so einheitlich 
und reich ist wie dieser Schweizer Raum. 
Die beiden übrigen Nebenräume des unteren Stockwerkes sowie fünf 
des oberen Stockwerkes sind der dekorativen Kunst Frankreichs des XVII. 
und XVIII. Jahrhunderts gewidmet. Das erste der französischen Gemächer 
bringt wertvolle Arbeiten aus der Zeit Louis XIV., darunter zwei gut erhal- 
tene geschnitzte Türen und Paneele aus dem Schlosse Marly. Von nicht 
geringer Schönheit sind drei große Paneele aus der Bibliotheque Nationale 
in Paris. Mit ihnen harmonieren die Möbel, die die Kunstfertigkeit jener 
Zeit vortrefflich wiedergeben. In der Mitte des Raumes steht ein großer
	        
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