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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 10)

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feinen Überlaufglasuren werden hier produziert; über gelbkrisseligen Grund ziehen sich 
grüne Flüsse; Melonentöne mischen sich mit dem gallertigen Grau der Auster, und panther- 
tupfig Beckt sich die Haut eines dreigehenkelten Kruges. Wiederkunft geschah auch dem 
alten Bunzlau, dem schlesischen Topfmarkt. Die Arbeiten, die man hier sieht, haben 
eine licht asphaltgraue Glasur, auf der 
der Dekor hellgrün und blau Hüssig 
schwimmt. In dem Fond der" Teller 
ist oft in das Kreisrund eingeschmiegt 
figural-heraldischer Zierat: Adler oder 
Schwan. Daneben gibt es auch Kolori- 
stik mit flammigen Malachitsprenkelun- 
gen und metallischen ReHexen, die sich 
dadurch steigern, daß die Wandungen 
rillig geschnürte Form haben. 
Die Karlsruher Majolikamanufak- 
tur brachte Kacheln und Teller nach 
Entwürfen Hans Thomas. Faunen-Bam- 
bini tummeln sich bocksfüßig; aus grün- 
gelb moosigem Grunde taucht ein Pan- 
kopf; ein Chantecler kräht die Sonne 
an; ein Vogelweib, eine Stymphalide 
schreitet spreizig im starrenden Feder- 
kleid; Nachteulen, braun getiedert, sitzen 
auf japanisch verästetem Baumgezweig 
in blauer Nacht vor der weißen ä aus 
dem blauen Grund ausgesparten g 
Mondseheibe. Solche Keramik ist fer- 
ner für das Zifferblatt einer Wanduhr 
verwendet: eine strahlende Sonne, in 
lieblich naivem Bilderbogenstil lacht 
oben aus der Ecke, und unten ist eine 
Schneckenidylle. 
Neu und sehr qualitätvoll traten 
die Schwarzburger Werkstätten, geleitet 
von Max Adolf Pfeifer zu Unterweiß- 
bach, in Schwarzburg-Rudolstadt auf. 
Sie widmen sich der Porzellankunst, 
vor allem der Kleinplastik, und sie brin- 
gen große Wirkung mit der einfarbigen 
weißenGlasur hervor. Ein famoses Stück 
ist der kollernde, aufgeplusterte Trut- 
hahn mit dem schuppigen Muster der 
hohl gekrümmten aufgestellten Flügel. 
Das Mittelstück mit dem aufgesträubten 
fächerigen Schweif wirkt wie ein Füll- 
horn. Moderne Bildhauer wurden zur 
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Aus dem Fachkurse für Textilzeichner in Wien. Entwurf 
 
für einen Behang von Vinzenz DitE 
Mitarbeit gewonnen. So der originelle Ernst Barlach, der in seinen Holzskulpturen so 
feines Gefühl für das Material und die breite Fläche bewies. Er zeigt das auch in den 
Porzellanfiguren, einem kauernden russischen Mädchen, in einen Kittel gewickelt, aus dem 
ein Bein nackt sich streckt, was dem Ganzen eine bewegte Silhouette gibt, und der Gruppe 
des Muschik, der liegend auf der Balalaika spielt, während eine Frau in Mantel und Kapuze, 
unter der sich die Umrißlinien des Körpers zeichnen, daneben sitzt. 
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