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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 10)

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Einen bevorzugten Platz nahm die 
kaiserliche Keramik von Cadinen ein. 
Sie war mit geschickter Regie in einem 
Pavillon, der sich um einen Brunnenhof 
zog, in einer Ensemble-Inszenierung 
alter Möbel und Teppiche aufgestellt. 
Sie arbeitet sehr nach berühmten Mu- 
stern mit Florentiner Büsten, Urbino- 
Tellern, religiösen Reliefs in Rund- 
bogen, und die Farben, das Blau zum 
Beispiel, sind oft kalt und hart. 
Aber hier fand sich außer dem 
konventionellen ein eigenpersönliches 
und höchst gelungenesWerk, der schöne 
Brunnen von Ignatius Taschner. So ist 
der Kaiser als Auftraggeber wohl zum 
erstenmal mit einem Mitglied der Se- 
zession in Verbindung getreten. Dieser 
Brunnen ist ein Oktogon, gelbrötlich; 
über dem Becken baut sich eine gra- 
ziöse Säulenordnung auf, die Säulen 
teils geriefelt, teils mit goldenem Blatt- 
werk relieiiert. Darauf ein Gesims, mit 
lustig dekorativen Putten bestellt, sie 
tragen dicke, blaue Trauben oder führen 
ein Lamm mit goldener Schelle um den 
Hals. Und darüber wölbt sich spitzkup- 
pelig aus Goldbronze ein Filigrandach, 
von geliochtener durchbrochener Kugel 
gekrönt, auf der ein Kalenderenglein 
mit Sternenkranz sitzt. - 
In der Mitte des Beckens ruht auf 
einem Sockel eine gelbe Kugel mit grü- 
nem Blattwerk, goldenen Früchten und 
Märchenvögeln, schwatzhaften Elstern 
gemustert, dazwischen schlitzmäulige 
Fratzen, die das Wasser in den mosaik- 
schimmernden Grund speien. 
Aus dem Fachkurse für Textilzeichner in Wien. Entwurf 
für einen Behang von Vinzenz Dite  Der Berliner 
Kunstgewerbeverein veranstaltete 
in diesem Jahr im Wertheimhaus eine Ausstellung künstlerischer Glasxnalereien. Es leuchtete 
und wallte und wogte von Farbengluten, und Koloristik schwang wie Orgelton. Pathos und 
Mystik spricht sich in dieser Kunst am tiefsten und reinsten aus. Und ihr größter Meister 
ist Melchior Lechter, der wohl als erster in unseren Tagen die geheimnisvolle Kathedralen- 
weise neu belebt und dem profanen Leben ihren Schimmer wiedergewann. Seine von 
süchtigen Wunderblumen leuchtenden und von schwelgerischer Inbrunst triefenden Tristan- 
fenster, sein erhabenes Weiheglasgemälde „Der mystische Quell" für das Museum zu 
Münster sind wahrhaft verzückte Phantasien eines kunstliebenden Klosterbruders. 
Hier war er mit einem kleineren Werke gegenwärtig. Ein italienisches Frauenantlitz 
in einer Tabernakel-Umrahmung sieht uns daraus an mit weiten Jenseitsaugen. Dies 
Gesicht ist gemalt. Die stärkste Farbenwirkung aber kommt aus der Zusammensetzung
	        
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