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Einen bevorzugten Platz nahm die
kaiserliche Keramik von Cadinen ein.
Sie war mit geschickter Regie in einem
Pavillon, der sich um einen Brunnenhof
zog, in einer Ensemble-Inszenierung
alter Möbel und Teppiche aufgestellt.
Sie arbeitet sehr nach berühmten Mu-
stern mit Florentiner Büsten, Urbino-
Tellern, religiösen Reliefs in Rund-
bogen, und die Farben, das Blau zum
Beispiel, sind oft kalt und hart.
Aber hier fand sich außer dem
konventionellen ein eigenpersönliches
und höchst gelungenesWerk, der schöne
Brunnen von Ignatius Taschner. So ist
der Kaiser als Auftraggeber wohl zum
erstenmal mit einem Mitglied der Se-
zession in Verbindung getreten. Dieser
Brunnen ist ein Oktogon, gelbrötlich;
über dem Becken baut sich eine gra-
ziöse Säulenordnung auf, die Säulen
teils geriefelt, teils mit goldenem Blatt-
werk relieiiert. Darauf ein Gesims, mit
lustig dekorativen Putten bestellt, sie
tragen dicke, blaue Trauben oder führen
ein Lamm mit goldener Schelle um den
Hals. Und darüber wölbt sich spitzkup-
pelig aus Goldbronze ein Filigrandach,
von geliochtener durchbrochener Kugel
gekrönt, auf der ein Kalenderenglein
mit Sternenkranz sitzt. -
In der Mitte des Beckens ruht auf
einem Sockel eine gelbe Kugel mit grü-
nem Blattwerk, goldenen Früchten und
Märchenvögeln, schwatzhaften Elstern
gemustert, dazwischen schlitzmäulige
Fratzen, die das Wasser in den mosaik-
schimmernden Grund speien.
Aus dem Fachkurse für Textilzeichner in Wien. Entwurf
für einen Behang von Vinzenz Dite Der Berliner
Kunstgewerbeverein veranstaltete
in diesem Jahr im Wertheimhaus eine Ausstellung künstlerischer Glasxnalereien. Es leuchtete
und wallte und wogte von Farbengluten, und Koloristik schwang wie Orgelton. Pathos und
Mystik spricht sich in dieser Kunst am tiefsten und reinsten aus. Und ihr größter Meister
ist Melchior Lechter, der wohl als erster in unseren Tagen die geheimnisvolle Kathedralen-
weise neu belebt und dem profanen Leben ihren Schimmer wiedergewann. Seine von
süchtigen Wunderblumen leuchtenden und von schwelgerischer Inbrunst triefenden Tristan-
fenster, sein erhabenes Weiheglasgemälde „Der mystische Quell" für das Museum zu
Münster sind wahrhaft verzückte Phantasien eines kunstliebenden Klosterbruders.
Hier war er mit einem kleineren Werke gegenwärtig. Ein italienisches Frauenantlitz
in einer Tabernakel-Umrahmung sieht uns daraus an mit weiten Jenseitsaugen. Dies
Gesicht ist gemalt. Die stärkste Farbenwirkung aber kommt aus der Zusammensetzung