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CHAUFENSTER-WETTBEWERB. In diesen Herbsttagen fand in Berlin
wieder der Schaufenster-Wettbewerb statt, und die Straßenwände boten drängenden
Menschenmassen eine Fülle farbiger Bühnen. Der Gesamteindruck war ein sehr guter. Die
Dekorierung mit sachlichen Mitteln, die aus der Sphäre der Ware sich ergibt, hat zuge-
nommen. Freilich fehlt es nicht an reichlichen Gegenbeispielen. Eine allzugroße Rolle
spielt noch der grelle amerikanische Geschmack, der aus dem Schaukasten ein Panoptikum,
ein Warenkabarett machen will. Meist mit vielen Kosten als eine Extraleistung. Da machen
Schuhgeschäfte ein Puppentheater hinter ihren Scheiben, einen Probiersalon; oder sie
bauen eine Szene auf, einen Hotelkorridor, auf dem ein Boy vor der Zimmertür die Stiefel
aufnimmt. Ferner die Papplandschaft mit dem großen Teich, in dem ein Schiff Reming-
tonkisten von Amerika bringt, und der Geld-
Schrank von den Illusionsilammen Hackern-
der roter Bänder umzüngelt wird. Das gibt
natürlich einen Effekt, vor allem noch in dem
Falle, wo die Wachsfigur den Herrn bei der
Toilette darstellt, aber es gibt Wirkungen
mit vornehmeren und zugleich sachlicheren
Mitteln.
Sehr lehrreich dafür war die Dekoration
'eines Seifenfensters von Tietz. Dem ameri-
kanischen Stil verwandt, scheinbar, aber da-
bei ganz im Bereich der betreBenden Ware
bleibend. Die Seifenstücke waren als Mauer-
werk geschlossen geschichtet, eine ganz legi-
time Wirkung gegenüber den alten Seifen-
architekturen der Tempel und Schlösser. Im
Mauerwerk eingelassen _ wieder ganz orga-
nisch H ein Reliefplakat, und davor eine
Fontäne, aus der Seifenschaum rinnt.
Wie darstellerischer Stil gelungen und
vornehm sein kann, dafür gibt es manche
Beispiele.
Ein Wollgeschäft stellt in die Ecke die -
übrigens sehr gute 4 Trachtenligur eines
Schäfers, der das Schäflein schert. Das scheint
nun vielleicht auch Panoptikum, aber es ist
nicht die Hauptsache, wesentlich ist, wie in
echten groben Bauernkörben die allmähliche
Entwicklung vom Rohmaterial an vorgeführt wird. Und sachliche Dekoration ist die
Umrahmung mit Gehängen aus farbigen Wollsträhnen.
Mit feinem Takt, unter Verzicht auf Figurinen und Mannequins, bietet Basar Nürn-
berg alte Bauerntrachten für Kostümzwecke dar: interieurhaft mit altem Mobiliar, so daß
das tiefe Braun der Flechtstühle und der Schnitztruhen den Unterton für buntgestickte
Mieder und Goldhauben gibt. Und die Kompositionsverbindung von Stoff und Truhe ist
eine sehr legitime.
Das vollkommenste Beispiel solcher Inszenierung, die aus dem Fenster eine Bühne
macht, ohne dabei in einen falschen theatralischen Stil zu verfallen und sicher in ihren
Grenzen bleibt, liefert wieder das Herrenmodehaus von Hermann I-Ioifmann. Auch hier sind
Modellgruppen ganz vermieden. Einmal wird Reisestimmung angeschlagen: ein wuchtiger
Lederkoffer, Plaid, Mütze und Stock darauf, über einen Korbstuhl geworfen ein geräumiger
Ulster. In einem zweiten schwingt die Hausatrnosphäre eines Amateurs und Sammlers. Es
soll angedeutet werden, was ein phantasievoller Mensch, der sich auf der Straße mit dem
Aus dem Fachkurse für Textilzeichner in Wien. Ent-
wurf für einen Seidenstoff von Hermann Fehse