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und sie zusammenhielt durch flankierende hohe weiße Vasen mit gelben Sonnenblumen.
Und delikat waren die weißen Straußenfedern auf schwarzem Samt vor orange Hintergrund.
Das ist der sinfonische Farbensinn einer Malerin, die bei Whistler Harmonie studierte.
LBRICH-GEDÄCHTNISAUSSTELLUNG. Die BerIinerAkademie derKünste
hält Gedächtnisfeier für zwei Tote, für Skarbina und Josef Olbrich. Und an ihren
Werken ehrt sie sie.
Zwei verschiedene Welten, die des malerischen Berliner Chronisten, einer Art Ludwig
Pietsch mit dem Pinsel, und die des phantasievollen, immer neuen, unerhörten Schönheits-
reizen unersättlich nachjagenden Wiener Schmuck- und Baumeisters, tun sich hier auf.
Olbrichs Schaßen, dem so früh und tückisch das Ziel gesetzt wurde, kann natürlich
nur unvollkommen gezeigt werden, da seine Bauten hier nur aus dem papierenen Abbild
reden. Doch empfängt man von den Bijoux der Vitrinen wohl den Eindruck dieser
glänzenden Persönlichkeit, die in puritanisch strengen Zeiten ein Schwelger in Kost-
barkeiten war und Fülle mit Geschmack bewältigte.
Seine Schmuckrafhnements sind für Frauen, die sich von Klimt malen lassen. Schatz-
truhen baut er ihnen aus Elfenbein. Schmale Felderung teilt die Flächen, Reliefvignetten
liegen darin und ein Pyramidendach aus Ebenholz mit grünem Schlußsteinknopf ruht
darauf. Kolliers und Gürtel reiht er aus schimmernden Bandgliedern, und das dicht
geschlossene Gefüge der eingesetzten Edelsteine wirkt wie eine farbige Stickerei. Eine
Damenuhr ist eine graziöse Miniatur mit preziösen Silberlinien im blauen Email der
Flächen und mit d'Annunziohaftem Motto: ex forti dulcedo.
Die lnstrumentation seiner Mate-
rialien hat eine verführerische Magie.
Auf Silberrohrstäben wird eine Achat-
schale getragen. In Elfenbeingerät für
den Toilettentisch legt er in feinen
Punktierlinien Saphire ein. Und ähnlich
zeichnet er in den Elfenbeingriff eines
Schirmes geometrische Ornamente aus
kleinen gereihten Brillanten. Auf einem
anderen ist als Schlußstein ein Gold-
topas eingebettet, auf einem dritten ist
eine Ovalnisehe ausgeschnitten, vom
Brillantenrand umzogen, und sie birgt
das Flächenbild einer Göttin, aus Gold
geschnitten. Das erinnert an die Sa-
lambo-Phantasie der ]uwelenkomposi-
tionen Laliques.
Olbrich liebt aber auch die stren-
geren Maße und hat wachen Sinn für
reine Materialschönheit. Das erkennt
man an seinem Silbergerät, den Kasten
mit kantiger Struktur, den Schalen in
Glockenform, bei denen das Spiel des
Lichtes auf der Glätte gespannter und
geschwungener Flächen den Haupt-
schmuck bildet, nur hier und da durch
Perlrand oder die Illuminierung mit
_ einem aus dem Silber leuchtendenAme-
Aus dem Faehkurse für Textilzeichner in YVien. Entwurf für thystknoilf gesteigert Die Frauen!
einen Behang von Hermine Weiß denen diese erlesenen Dinge gehören,