priester für einen Sohn des Jupiter erklärten, und die Gründung Alexandriens
den Gegenstand dieser Darstellung bilden. -
War es schon ein gewagtes Beginnen, die Bedeutung der Acquaviva-
handschriften, vielmehr einer äusserst beschränkten Zahl von Proben der-
selben, auf dem hier notwendig so knapp bemessenen Raum zu würdigen,
so gilt dies vollends von den Reliquien der weltberühmten Bibliotheca Cor-
viniana, die, wenn auch nicht durch tiefeindringende, künstlerische Inter-
pretationen, wohl aber an Zahl und verschwenderischer Pracht der Bilder-
ausstattung die Handschriften des Herzogs von Atri übertreffen; von keiner
Bibliothek des ausgehenden Mittelalters hatte die Exposition so viele der
Bestimmung derselben würdige Bilderhandschriften vorzulegen, und diesem
Umstande trägt auch unser Bericht durch eine grössere Zahl von Repro-
duktionen Rechnung.
Haben sich auch nach dem Untergange der Bibliotheca Corviniana, die,
wie berichtet wird, fünfzigtausend Bände, darunter in überwiegender Zahl
Manuskripte, umfasste, nur hundertfünfundvierzig Handschriften erhalten,
die Kennern als sicher corvinianisch erscheinen, so bieten diese heute in
den Bibliotheken zu Wien, Budapest, Göttweig, Wolfenbüttel, Dresden,
Erlangen, Leipzig, München, Thorn, Paris, Besancon, Brüssel, Rom, Modena
und Venedig aufbewahrten Reliquien im Verein mit den überlieferten, die
Bibliothek des Königs Matthias betreffenden Nachrichten ein Material,
das fast das Gesamtgebiet der italienischen Miniaturmalerei jener Zeit,
sowie der Handschriftenkunde überhaupt umspannt. Über die für das
geistige Leben Ungarns und gewiss nicht dieses Landes allein hochbedeut-
same Gründung der Corviniana, über die zu diesem Zwecke eingeleiteten
Aktionen, über den erlesenen Stab der Kopisten und Miniaturisten, die
König Matthias beschäftigte, endlich über die Schicksale der herrlichen
Sammlung, die nach ihres Schöpfers Tode (r4go) in kläglichster Weise
geplündert und zersplittert wurde, liegt eine Reihe von Spezialuntersuchungen
vor, auf die hier verwiesen werden muss."
Nur einige wenige der einschlägigen Momente mögen hier Erwähnung
finden.
Unvergessen bleibt das Andenken des Mannes, der nicht bloss auf den
wissenschaftlichen Unterricht, sondern auch auf die ganze Ausbildung des
Königs Matthias bestimmenden Einfluss genommen hat. Johann Vitez von
Zredna hatte, wie so manche seiner Landsleute, seine Studien in Italien
gemacht, und, in den humanistischen Fächern, namentlich in der lateinischen
Sprache wohl bewandert, mit bedeutenden Humanisten und Gelehrten Ver-
bindungen aufrechthaltend, die Aufmerksamkeit massgebender Kreise in
Ungarn auf sich gelenkt; er war (1446) zum Reichsverweser erwählt, zum
f Der anspruchslos auftretende. jedoch durchaus gründlich gearbeitete Aufsatz von Ludwig Fischer:
König Matthias Corvinus und seine Bibliothek (enthalten im Jahresbericht über das k. k. Staatsgymnasium im '
zweiten Bezirke von Wien, 1878). verwertet gewissenhaft die bis dahin erschienene Literatur. Johann Czon-
tosi hat die Ergebnisse seiner eingehenden Forschungen über die Corviniana in dem Artikel „Corvina" des im
Verlage „Pal1as" zu Budapest ersshienenen: "Nagy Lexikon" niedergelegt (1896).