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Die Symbolik spielt, wie leicht begreiflich, in der geistlichen Herolds-
kunst eine viel bedeutendere Rolle als ihr sonst in der I-Ieraldik zugewiesen
ist. Das vielgestaltige Kreuz und der Stern sind dominierende, immer wieder-
kehrende Figuren, sie gleichen in dieser Beziehung dem Adler und Löwen in
der weltlichen I-Ieraldik.
DEUTSCHES EDELZINN IM MUSEUM CARO-
LINO-AUGUSTEUM IN SALZBURG S0 VON
ALFRED WALCHER VON MOLTHEIN-WIEN
x EBEN der reichen Sammlung bodenständiger Erzeug-
nisse des Zinngießergewerbes, die im jahr-
gang XII auf Seite 520 bis 542 eingehend bespro-
chen wurde und die ein ziemlich geschlossenesBild
des Wandels eines wichtigen Handwerkszweiges
der Stadt und des Landes Salzburg liefert, besitzt
das Museum Carolino-Augusteum noch eine Reihe
fremder Arbeiten, die wegen ihrer künstlerischen
Qualität zum Edelzinn zählen. Sie gehören meh-
reren, in der Kunstliteratur bereits näher beleuch-
teten Gruppen an; treten aber innerhalb derselben
insofern hervor, als sie teils Unika, teils seltene Modelle sind.
Das hervorragendste Stück ist ein 15 Zentimeter hoher Zinnkrug mit
Darstellungen aus der Leidensgeschichte und einem zwischen diesen Reliefs
und dem Fußreifen angeordneten schmalen Band jagdszenen (Abb. I).
Seinem ganzen Charakter nach gehört der Krug zu einer Reihe von Gefäßen,
welche durch die breite Ausnutzung des Reliefschmuckes zu einer eigenen
Gruppe zusammengefaßt werden können. ,
Gute Vertreter dieses Typs besitzen der Louvre, das Österreichische
Museum, das Linzer Museum, die Sammlung Figdor in Wien, die Sammlung
Demiani in Dresden und besaß die vormalige Sammlung Lanna in Prag. Die
Wandungen dieser Kannen und Krüge, nicht selten auch die Deckel und
Standreifen, sind bei Belassung schmaler Trennungsbänder mit Reliefs
bedeckt ä ganzen, sich meistens wiederholenden Szenen oder eng aneinander
gereihten Einzelliguren. Der Eindruck einer Überladung liegt vor und erkennt
man die Absicht des Gießers, seinen Besitz an Modellen. zu denen auch
Plaketten Flötners und solche des Kopisten nach Hans Sebald Beham zählten,
möglichst zu verwerten. An Stadtmarken wurden bisher jene von Annaberg,
Marienberg und Schneeberg in Sachsen sowie Joachimsthal in Böhmen nach-
gewiesen. Das Herstellungsgebiet war somit ein eng begrenztes, auf die vier
wichtigsten Bergstädte des Erzgebirges beschränktes, und so ist anzunehmen,
daß in dieser, durch seinen Bergbau so reichen Gegend ein Nürnberger
Händler für seine Bleiabstöße nach den Originalbronzeplaketten oder für