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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 12)

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wenn sie künstlerisch und nicht bloß geschäftlich gehandhabt werden. Die 
fleißige Umschau bei Antiquitätenhändlern schafft vielen einen angenehmen 
Zeitvertreib, gibt aber so vielen Innenräumen, die aus dem Resultat solcher 
Kunstwanderungen hervorgehen, nur die Halbheit dilettantischer Neigungen, 
das Theatralische der Wirkung. 
Nur starke Persönlichkeiten vermögen diese Schwierigkeiten zu über- 
winden. Im Rahmen eines gefestigten modernen Empfindens wird auch die 
gute alte handwerkliche Leistung Auf- 
nahme Finden. Wo der antiquarische 
Geist vorherrscht, wird die Einheit 
zerstört, der Rahmen gesprengt. Vor 
allem werden aber gerade jenes Be- 
hagen und jene Intimität verloren 
gehen, die nur aus der Betonung 
lebendiger persönlicher Bedürfnisse 
entwickelt werden können. 
Nur durch das Eingehen einer 
schaffenden Kraft auf bestimmte per- 
sönliche Forderungen an Bequem- 
lichkeit und Luxus - durch Betonen 
lokaler Bedingungen und Beziehun- 
gen - wird jene Wärme erreicht, die 
uns gefangen nimmt. Und nur durch 
das bewußte und konsequente Fort- 
bilden erreichter kultureller Fort- 
schritte wird eine wirklich zeitgemäße 
Wohnungsausstattung entstehen. 
Es ist wohl oft und nicht mit 
Unrecht betont worden, daß den für 
Ausstellungen hergestellten Räumen, 
A _ _ _ _ eben weil ihnen die persönliche Bezie- 
Groteskügur, in Stein geschnitten, mit Halbedelsteinen, _ , __ 
von Richud Teschne, hung mangelt, eine gewlsse Kalte der 
Wirkung innewohnt. Man darf sie aber 
auch nur als Versuche, als Anregungen, nicht als fertige, einwandfreie 
Schöpfungen betrachten; sie sind zur Aufklärung wie zur Entwicklung durch- 
schnittlich hochstehender Leistungen ungemein förderlich. 
Hingegen kann nicht genug vor dem äußerlichen Reize gewarnt werden, 
welchen geschickt aufgebaute Dekorationseffekte machen können, die aus 
Nachahmungen alter und wertvoller Stücke zusammengestellt sind. Die 
scheinbare Gemütlichkeit von bewährten, aber vergangenen Kulturen ent- 
lehnten Einrichtungsstücken erweist sich bei ihrer praktischen Verwendung 
in unveränderter Form immer als trügerisch - weil sie eben doch ver- 
schwundenen Lebensgewohnheiten entsprungen ist. Man darf nie vergessen, 
daß man heute nicht mehr so geht und nicht mehr so sitzt, nicht mehr so 

	        
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