II
Es sind mir bisher nur zwei Exemplare - merkwürdigerweise ein zusammen-
gehöriges Paar - in der ausgewählten Sammlung Edwin Karl von Wellen-
heim _ bekannt (Abb. r7). Ein berühmter Steinschönauer Graveur war auch
ein gewisser Pietsch. Der geistige EinHuß des Ortes auf den ganzen Bezirk
kommt durch ein, von J. Römisch in Steinschönau herausgegebenes Glas-
musterbuch desJahres 1832 zum Ausdruck (Abb. I8 bis 26). Die Lithographien
wurden in der Anstalt Zwettler 8: Nikl in Prag, Neue Allee 1x6, ausgeführt.
Auf den großen Welthandel des böhmischen Glases weist das Titelblatt des
Buches, die Ansicht eines großen See-
handelshafens mit zahlreichen Waren-
ballen und Kisten, sowie Personen aller
Nationalitäten im Vordergrunde. Daran
reihen sich an hundert Mustertafeln mit
mehreren tausend Abbildungen von Glä-
sern, Pokalen, Kannen,Vasen, Glasdosen,
Flaschen, Flakons, Garnituren für Limo-
nade und Sirup etc. etc. Einzelne Tafeln
behandeln lediglich den Bodenschliff, wie
er auch auf einigen Tafeln den Abbil-
dungen der Gläser beigegeben wurde
(Abb. 19). Für die Spätzeit unserer Gläser
entnehme ich der „B0hemia" des Jahres
1855 einige Daten. Diesen zufolge brachte
AugustI-Iegenbarth aus Meistersdorf, in un-
mittelbarer Nähe Steinschönaus gelegen,
auf die Pariser Industrieausstellung des
Jahres 1855 einen Satz von gravierten
Pokalen in Dunkelgelb undRubin, darunter
einen Riesenpokal mit herausgeschliffener
Figuf des Kßlufnbus, Die ganze Kollektißn Abb. 17. Glas, rotbraun überfangen, vierseitiges
hatte schon vor dem Eintreffen in Paris Mmaüäz;ziraaägarääjssliggzfg;er"i: "e"
ihre feste Bestimmung und bereits einen
Käufer. Ignaz Pelikans Neffen, gleichfalls eine Meistersdorfer Firma, stellten ein
großes Rubinglas mit dem Reiterbildnis Napoleon III. aus, Florian Gürtler zwei
große Pokale, den einen in Dunkelgelb mitWeinlese und Genien, den anderen
in Rubin mit der Ansicht Sebastopols, Franz Pelikans Sohn in Ulrichsthal
sechs große Stücke in Rubin und Dunkelgelb mit Jagdszenen.
I-IAIDA. Es dankte seine Erhebung zur Stadt im Jahre 1736 den großen
Bemühungen des Grafen Johann Kinsky für Böhmens Glasindustrie. Im
ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts wurde I-Iaida zum Zentrum der
Graveure. Eine schriftliche Aufzeichnung des Jahres 1836 äußert sich
dahin, daß „in Haide einige es in dieser Kunst so weit gebracht, ein Wappen
oder eine Figur, Zeichnung oder Landschaft tief ins Glas schneiden zu
können". Nach 1840 wird ein Graveur Crallert als Meister im Glasschnitt
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