das Kirschholz - drei Holzgattungen, welche beinahe chronologisch die
Entwicklung des Mobiliars vom akademischen Stil bis zum Vormärz mit-
machen - erfuhren eine Verarbeitung, wie wir sie uns kaum solider aus-
denken können. Und ähnlich war es bei allen Zweigen des Kunstgewerbes -
bei der Textilkunst, der Bearbeitung der edlen und unedlen Metalle, der
Keramik und auch beim Glas, welches das Thema dieser Besprechung bildet.
Die böhmischen Überfanggläser, geschliffene, in einer oder mehreren
Farben überfangene Trinkgläser, seltener Pokale, Schalen oder Glaswaren
Abb. x. Glas mit dreimal, in den Farben
Gelb, Rom und Blau abgestuften Rauten
Abb. z. Glas mit gelb überfangenen
aufsteigenden Blättern
anderer Bestimmung, bilden ein wichtiges Glied in der Entwicklung böhmi-
scher Glaskunst, die, auf ein hohes Alter zurückblickend, noch heute auf
gleicher technischer und künstlerischer Höhe steht. Sie sind zu einer Zeit
entstanden, die durch keinerlei Stilgesetze an bestimmte Formen und den
Gebrauch bestimmter Ornamentrnotive gebunden war. Daraus resultiert der
große Reichtum an Formen oder, richtiger gesagt, unzähligen Abwechslungen
einer allgemeinen Grundform, die sich wieder auf die Bestimmung der
Erzeugnisse, als Geschenk- und Erinnerungsgläser, als Widmungs- und
Ehrenpokale zu dienen, gründet. Befriedigt also die Gruppe schon hinsicht-
lich der Varianten, welche der Schleifer mit schier unermüdlicher Erfindungs-
gabe durch abwechselnde Kombination der Schleifflächen und durch das
sogenannte Kugeln der Grundform geben konnte, so steigert sich ihr ästhe-