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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 1)

Nasengrat; Konrad Ansorge mit balligen Gewitterbacken - Sinfonie mit dem Pauken- 
schlag. 
Pascins Zeichnungen zu Heines Schnabelewopski bestrichen durch den blonden 
Schmelz des Fleisches seiner Nacktheiten und die blumenhafte Süße seiner hingehuschten 
Farbentönung: höchst artistisch verfeinerte Sinnlichkeit. 
Walter Klemm setzt seine alte Liebhaberei, Winterstimmungen dekorativ auszuwerten 
-- den Breughels des Wiener Museums verwandt -, weiter fort: Schwarze Silhouetten 
der Schlittschuhläufer auf blaugrünem Eisrondel in weißem, umrahmendem Schneegefilde. 
Und schließlich eine sehr beachtenswerte neue Begabung, der hier mit ihrer umfang- 
reichen Kollektion freigebiger Platz eingeräumt wurde: Hans Meid. 
Seine Radierungen über mythologische und balladeske Szenen haben in ihrem 
wischigen Schwarzweiß, in dem eigentümlichen Rieseln des Striches voll unendlicher 
Melodie, in dem Fluktuieren und Oszillieren der tonigen Fläche eine Schwingung voll 
seltenen Reizes. 
ERLIN. DÄNISCI-IES KUNSTGEWERBE. Ein interessantes dekoratives 
Gastspiel findet jetzt im Lichthof des Berliner Kunstgewerbemuseums statt. In einem 
schmuckvollen Reigen ziehen alle angewandten Künste Dänemarks vorüber. Erinnerung 
an erlesene Geschmackseindrücke Kopenhagener Tage wird wach, an Kopenhagen mit 
seinen Schlössern alter Kultur, den stillen Plätzen, in deren vornehm schmalen Adels- 
häusern Bangsche Novellen spielen, dem Reiherbrunnen auf Amager Torvet mit seiner 
japanischen Grazie, die dann bestrickend wiederkehrt in den hauchigen, wie im Flug 
erhaschten Impressionen der Porzellane. Beide Klimate, das der Tradition und das 
moderner Gegenwart, berühren auch in dieser Ausstellung. 
Vor allem in der Möbelkunst wird mit liebevollem Sinn die Stimmung des Empire 
gepflegt, nicht des Königsstils, sondern mehr der bürgerlich patrizischen Variante, die zum 
Biedermeier führt. Breite, behäbigere Formen, besonders in den ausladenden und damit 
einladenden Stühlen, Klappsekretäre mit der inneren Zierfassade des Schub- und Fach- 
werks, den kleinen Nischen und Loggien aus Mahagoni und gelber geilammter Birke mit 
schwarzen Leisten, schlanke Pfeilerspiegel mit Goldrandlinien, halbkreisförmige Konsol- 
tische mit Intarsien. 
Dies Mobiliar hat nichts KünstlichJvlaskeradenhaftes, es stammt aus echter, ein- 
geborner Sphäre, ebenso wie etwa jene Bangschen Echos du temps passe oder die Ham- 
mershoischen Bilder stiller Stuben. 
Und der Erbauer solcher Interieure, Thorvald Bindesböll, ging hervor aus der klassi- 
zistischen Periode Dänemarks; er ist der Sohn des Mannes, der das Thorwaldsen-Museum 
geschaffen. Später freilich nahm er mit ganz starkem Temperament neue persönliche Wege 
und erfand sich in Metall und Keramik aus Technik und Material heraus großzügige Aus- 
drucksformen. 
Die puritanische Sachlichkeit im Möbel zeigtjohann Rohde mit seinen durch die Logik 
der Konstruktion, den ruhevollen Proportionen, der präzisen Arbeit und dem zweckvollen 
Funktionieren bestechenden Kastenschränken. Aus heller Birke oder Zypresse haben sie 
ganz glatte, seidig glänzende Flächen. Die Flügeltüren tragen auf der Innenseite diskreten 
Linienschmuck aus grüner Intarsia und sie zeigen geöffnet eine Wand, die durch die Schub- 
kästen und die rippenartig ausgebildeten Handgriffe rhythmisch gegliedert ist. 
Gern hätte man in dieser distinguierten Versammlung ein paar bombastische Schrank- 
ungetüme vermißt mit wildschweiiigem Sockel und Mauerkrone aus versilbertem Kupfer. 
Schlimme Gegenbeispiele von dekorativer Elephanteasis; sie wirkten wie dämonisch ge- 
wordene Geldschränke, die sich zu einem Barockball für eine Mammutquadrille vermummt 
haben. Im dänischen Schmuck überwiegt das Rustikale, ein norwegischer Zug ist darin, 
wuchtige Formen aus Silber in grauem Eisenton. Schließen, Schnallen, Kettenglieder, 
Buckelplatten, als wären es Zierstücke von Rüstungen, erhellt durch die magischen Augen
	        
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