Papier gedruckt, mit bloß typo-
graphischem Rand, ohne jede
Verzierung; nur daß oben die
Grafenkrone angebracht ist. Im
ganzen beweist die Gruppe
dieser „Primitiven", daß die
Einfachheit nicht eine Erfin-
dung unseres Zeitalters ist,
sondernwirklichvonjeneroben
erwähnten Karte in der Liller
Ausstellung bis auf heute eine
ununterbrochene Kette der
Entwicklung läuft; daß hierbei
nicht die Wohlfeilheit den
Ausschlag gab, sondern der
individuelle Geschmack, ersehen wir daraus, daß sich auch in den höchsten
Gesellschaftsklassen Liebhaber der schmucklosen Karten finden. Daß sie in
unserer Sammlung relativ selten sind, beweist nicht, daß sie wirklich Selten-
heiten waren; eben ihrer Einfachheit wegen wurden sie in der Regel nicht
aufbewahrt.
Abb. x 5
II.
Eine zweite Gruppe bilden die Karten, die eine reichere, mannigfaltig
gestaltete Umrahmung zeigen, sich es aber mit dieser genügen lassen, sie nicht
bis zu förmlichen Bildchen entwickeln, als figurales Element höchstens
Amoretten und Putten in die Rahmenkomposition einfügen. Hier stoßen wir
auf unendliche Variationen der von den französischen Künstlern um die Mitte
des XVIII. Jahrhunderts geschaffenen Grundform. Doch fehlt es auch nicht
an originellen Bildungen. Es sind zum Beispiel einige Stücke da, die sich
von jenen französischen Mustern dadurch unterscheiden, daß nicht wie dort
Tafeln oder Kartuschen verwendet werden, die von Blatt- und BlumenwerkA
umrankt werden, sondern daß
die Umrahmung gleichsam in
der Luft schwebt: ein gewun-
dener Zweig, ein Kranz mit
oder ohneSchleifen umgibtden
Namen. Hierher gehören die
Karten des Barons von Glei-
chen, eines deutschen Diplo-
maten in dänischen Diensten,
der 1807 in Regensburg starb
(Abb. 6), des Kanzleidirektors
des kaiserlichen Obersthof-
meisteramtes Joseph Anthon
(vor 1814), eines Lehrers