Wunschkarten in der Sammlung
Figdor unter den Gratulations-
karten halten können, ist nur
gering. Aber sie erfaßt den er-
freulichsten Teil derselben.
Denn in den Biedermeier-Karten
herrschtdocheintrivial-süßlicher
Ton vor, der zuletzt auf die
Nerven geht, und die meist bei-
gedruckten Verse sind sehr oft
von einer unsäglichen Plattheit
und Albernheit. Die hingegen,
über welche hier kurz be-
richtet werden soll, beinahe
alle aus der Louis XVI- und
Empirezeit stammend, brin-
gen zwar den Visitkarten
gegenüber nichts wesentlich
Neues, aber sie haben ent- '
schieden mehr Geschmack
als die Biederrneier-Karten
und sind vornehmer und
persönlicher zugleich, weil
sie sich einerseits zwar mit
den herkömmlich enWunsch-
formeln begnügen, diese aber
Abb. 88
Abb. 89
in der Regel selbst handschriftlich auf die Karten setzen. Wir begegnen hier
denselben Typen wie bei den Visitkarten, ja es sind eigentlich fast immer
Abb. go
Visitkarten, die nur als
Wunschkarten verwen-
det werden, wie das ja
auch heute noch ge-
schieht. Da ist vor allem
wieder die einfacheRah-
menkarte mit Blättergir-
landen und Schleifen
(la Marchesa di San
Martino Spadaforo; Na-
me und Formel „per le
S.feste"handschriftlich),
ferner die Rahmenkarte,
wo die Einfassung durch
ligurale, landschaftliche
oder ernblematische Ele-
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