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hinweisen. Das eine ist ein Dejeuner (Nr. 1880, Fürst Johann von und
zu Liechtenstein), das andere sind zwei Vasen (Nr. 47x, Dr. A. Figdor).
Das Dejeuner ist weiß, verziert mit einfachem Golddecor und mit Veduten.
Auf dem Untersatz Paesturn, auf den Kannen der Dianatempel zu Bajae
und die Fontana Sofia zu Benevent, auf der Zuckerdose der Vesuv und
die Kirche zu Resina, auf der Tasse die Straße nach Pozzuoli, auf der
Untertasse der königliche Palast zu Portici. Die Marke ist die der zweiten
Periode, ein in die Masse eingedrücktes N mit der Krone. - Laut
documentarischen Nachweises ist das Dejeuner ein Geschenk der Königin
Karoline Maria von Neapel anlässlich ihrer Anwesenheit in Wien im
Jahre r8gr an die Fürstin Leopoldine, die Gemahlin des Fürsten Franz
von Liechtenstein und Mutter des Feldmarschalls Johann von und zu
Liechtenstein.
Die erwähnte Datirung mit der Zeit der Entstehung des Services
in Zusammenhang zu bringen, wäre aber unrichtig. Das Deieuner ist
unzweifelhaft älter. Capo di Monte huldigte schon sehr früh dem Classi-
cismus, denn Pompeji und das Museo Borbonico verfehlten nicht, ihren
mächtigen Einfluss vor Allem auf ihre nächste Umgehung auszuüben.
Unser Deieuner aber zeigt in Form und Malerei noch den Stil der letzten
Regierungsjahre Ludwig XV., dürfte also um 1770 entstanden sein.
Die bereits erwähnten Vasen dagegen gehören in die Blüthezeit des
Empirestils. Sie haben Kraterform, ihr hoher, breiter Hals ist durch
ornamentirte Theilungsbänder in vier rechteckige Felder getheilt, das
vordere und rückwärtige zieren Veduten, die seitlichen, in welche die
Henkel hineinragen, Medaillons mit grau in Grau gemalten Victorien.
Bauch und Fuß der Vasen sind reich in Gold decorirt. Das Ganze
zeichnet sich durch eine ebenso feine als eigenartige coloristische
Gesammtwirkung aus. Die Veduten stellen den königlichen Palast zu
Neapel, die Häfen von Palermo und Messina und das Nationalmuseurn
dar. Das letztere nennt die Ueberschrift wRegij Studijg ein Titel, den
das Gebäude vor seiner Erweiterung im Jahre 1790 führte. Die Vasen
sind also wahrscheinlich vor dieser Zeit entstanden.
Berliner Porzellan ist auf der Ausstellung verhältnismäßig gut
vertreten. Von der Productionsart zwischen 18:0 und 1820 geben die
vorhandenen Stücke zwar einen sehr unvollständigen, jedoch in einigen
wesentlichen Zügen richtigen BegriE. - lm ersten Decennium des Jahr-
hunderts äußert sich der Druck, der auf halb Europa lastete, auch hier
empfindlich genug, aber bald nach 1815 nimmt die Fabrik einen erstaun-
lichen Aufschwung. Einschneidende technische Verbesserungen geben ihr
einen wesentlichen Vorsprung vor ihren Schwesteranstalten im Auslande,
und auch in künstlerischer Beziehung bleibt sie nicht zurück, indem
namentlich der Einfluss der berühmten Berliner Bildhauerschule auch hier
zur Geltung kommt. In der Biscuitplastik wird Vorzügliches geleistet.
Kein Geringerer als Schadow ist es, nach dessen Modellen zuweilen