und der Tochter in starrender Velasquez-Robe mit Ziergeflechtzöpfen - ein leeres Deko-
rationsstück.
Interessante Physiognomie bekommt die Ausstellung durch die Architekturabteilung
und hier vor allem durch die Abbildungen und Modelle des Altesheim zu Buch von
Ludwig Hoffmann mit Brunnenhöfen vo11 Klosterfrieden, Lauben, Spalierstaketen an den
Mauern, Pavillonbuchten mit Treppenwangen, schirmenden Daehhauben _ eine Kolonie,
heiter und innig, und über ihrer Pforte könnten Goethes Feierabendverse stehen:
„Hier sind wir denn vorerst ganz still zu Haus,
Von Tür zu Türe sieht es lieblich aus." F. P.
BERLIN. AUKTION DER SAMMLUNG LANNA. Vom 21. bis 29. März
findet in Rudolf Lepkes Kunstauktionshaus in Berlin die Versteigerung des zweiten
Teiles der kunstgewerblichen Sammlungen des am 3x. Dezember xgog verstorbenen
Freiherrn A. von Lanna statt. Der von H. C. Krüger verfaßte, von W. Bode mit einem
Vorwort eingeführte Katalog, ein stattlicher Folioband von x87 Seiten mit x25 Tafeln und
Abbildungen im Text, ist soeben erschienen. Er umfaßt der Hauptsache nach jene Kunst-
gegenstände, mit welchen sich A. von Lanna in seinem Heim umgeben hatte und von
denen er sich bei Lebzeiten nicht trennen wollte. Unter den 177 5 Nummern dieser Samm-
lung befindet sich eine große Anzahl erlesenster Kunstwerke von größter Seltenheit,
Arbeiten der Kleinplastik in Buchs, Kehlheimer Stein, Elfenbein und Perlmutter, Bildwerke
der italienischen und deutschen Renaissance, italienische Bronzeplaketten aus dem XV.
und XVI. Jahrhundert, Arbeiten in Edelmetall und Email, italienische Majoliken, prächtige
spanisch-maurische Fayencen, glasierte Hafnerarbeiten, Steinzeug, Wiener und Meißner
Porzellan, Zinnarbeiten, Arbeiten aus Wachs, eine Reihe von Glasarbeiten, welche Lannas
Lieblingsstücke enthält, die seinerzeit nicht mit seiner großen Sammlung alter Gläser
als Geschenk an das Prager Kunstgewerbemuseum übergegangen waren und schließlich
einzelne Skulpturen und Gemälde. - Der Katalog ist um den Preis von 20 Mark durch
Rudolf Lepkes Kunstauktionshaus, Berlin SW., zu beziehen. _ Die Sammlung der
Medaillen und Münzen soll im Mai dieses Jahres, ebenfalls durch Rudolf Lepke, zur Verstei-
gerung kommen.
RÜNN. DEUTSCHMÄHRISCHER KUNSTGEWERBEBUND. Von
Mitte Dezember bis Mitte Jänner fand im Brünner Erzherzog Rainer-Museum für
Kunst und Gewerbe die erste Ausstellung des vorjahresfrist von Direktorlulius Leisching ins
Leben gerufenen Deutschmährischen Kunstgewerbebundes statt. Sie brachte wohl den
Meisten eine gelinde Überraschung. Man hat bisher zu wenig beachtet, wie viele Talente aus
dem Mährerlande hervorgegangen sind. Allerdings haben die Meisten ihrer engeren Heimat
den Rücken gekehrt, denn Wien liegt zu nahe und der Überschuß an eigenartigen, tüchtig
geschulten Kräften, den Österreich alljährlich zu seinem Schaden an das Ausland abgibt,
hat auch aus Mähren so manchen nach Deutschland gelockt, wie etwa die Brüder
Benirschke, gebürtige Mährisch-Schönberger, die heute an den Kunstgewerbeschulen in
Mainz und Düsseldorf wirken, und die derzeit in München tätigen Brünner Architekten
H. Ludwig und E. Pirchan. Der einleuchtende Zweck des neuen Bundes ist nun vor allem,
in jenen Ausgewanderten das Heimatsgefühl lebendig zu erhalten und ihre Anhänglich-
keit den Zurückbleibenden nutzbar zu machen. Sind es doch Namen von allerbestem
Klang, bewährte Lehrer und Führer des modernen österreichischen Kunstgewerbes, deren
Wiege hier stand: Alfred und Paul Roller zogen von Brünn, josef Hoffmann von Pirnitz
bei Iglau, Franz Barwig _ dessen köstliche Holzschnitzereien lebhaften Anklang fanden -
von Neutitschein, Franz Stanzel - der als Xnstruktor an der k. k. Lehranstalt für Textil-
industrie erfolgreich tätig ist -- von Mährisch-Schönberg nach Wien. Umgekehrt hat
eine große Schar der Allerjüngsten an der Wiener Kunstgewerbeschule ihre Ausbildung
erhalten und sucht sich nun der heimischen Industrie und kunsthandwerklichen Arbeit