der Umstand, daß die Statuen für das Kaisergrab vor schlanke Säulen zu
stehen kommen sollten, eine gewisse Einschränkung in der Behandlung der
Gewänder auf. Dieselben Eigentümlichkeiten, die wir an den Köpfen der
Kaiser bald mehr, bald weniger stark angedeutet fanden, wie die starken
Augenbogen und Backenknochen, die tiefen Falten von der Nase zum Mund,
kehren auch an den Figuren des Keutschach-Monumentes wieder, am deut-
lichsten bei den Diakonen und an den Brustbildern der Propheten, ja selbst
an den beiden Bischofsstatuetten. In dem Kopfe des Erzbischofs selbst er-
scheint diese Gewohnheit durch die Grenzen des Porträts gemildert, wenn
auch nicht ganz unterdrückt.
Angesichts dieser vielen und mannigfachen Berührungspunkte ergibt
sich der unabweisbare Schluß, daß Hans Valkenauer auch dieses Werk
geschaffen hat. Wir gewinnen durch dieses Ergebnis eine weitere und festere
Basis für die Fortsetzung unserer Untersuchung."
Von Salzburg aus spinnen sich die Fäden weit ab nach der kärntnerischen
Heimat Leonhards von Keutschach. In der Nähe des Stamm- und Erbgutes
seiner Mutter Gertrud, Möderndorf, liegt die berühmte Wallfahrtskirche
Maria-Saal, bei der die Möderndorfer schon seit Jahrhunderten ihre
Begräbnisstätte besaßen." Dort schlug nun auch das Geschlecht der Keut-
schach seine Sepultur auf, nachdem Erzbischof Leonhard das dem Stamm-
sitze seiner Mutter nahegelegene Schloß Tanzenberg zuerst pfandweise
übernommen, dann aber- 1516 - für seine Brüder Wolfgang und Siegmund
ganz zu eigen erworben hatte.
Unter den Epitaphien der entzückenden Friedhofidylle von Maria-Saal
lenkt schon durch ihre stattlichen Maße (Höhe 270, Breite I'35 Meter) eine
prächtige Marmorplatte an der südlichen Außenwand der Wallfahrtskirche
mächtig den Blick auf sich. Vermutlich bildete sie die Deckplatte eines Hoch-
grabes (Abb. n). Das Mittel derselben nimmt eine „Krönung Mariä" in drei-
viertellebensgroßen Figuren ein. Maria kniet mit über der Brust gefalteten
Händen, ihr zur Seite sitzen Christus und Gott Vater, über sie die Krone
haltend, die die Taube des heiligen Geistes beschattet. Engelchen assistieren
im Gebet und ein dicker Wolkenrahmen, aus dem Engelsköpfchen lugen,
versetzt die Szene in den himmlischen Äther. Nach oben schließt das Bild-
feld in ein reiches Spiel krabbenbesetzter Bogen und Fialen ab, von dem
herab noch zwei Engel den himmlischen Festakt mit Posaunen begleiten.
Zu unterst der Platte knien auf ihren Schilden zwei Geharnischte mit
gefalteten Händen; an ihrer linken Schulter ruhen ihre Fahnen. Wechsel-
seitig tragen sie die Wappenzeichen der Keutschacher, die Rübe und
ein Eichhörnchen, auf Schild und Helm. Die Visiere sind aufgeschlagen;
"F H. Widmann, Geschichte Salzburgs, II (1909), Seite 407, hält das Kautschuk-Monument auf Hohen-
salzburg „kaum" für eine Arbeit Valkenauers. Dem verdienstvollen Verfasser der Geschichte Salzburgs kann ich
hinsichtlich der Zuschreibung und Ablehnung von Werken Valkenauers, die kaum auf stilkritischer Basis
beruhen. nur in einem einzigen Falle - Keutschach-Epitaph in Maria-Saal - beipüichten.
v" Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. XII (18671, Seite 24 H. u. Neue Folge, X (1884). Seite CIX ff.
H. Widmann, Geschichte Salzburgs II. (rgog) Seite 407.