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Abb. 17. Grabmonument des Pmpstes Gregor
Rainer in der Stiftskirche zu Berchtesgaden
die schmalfaltigen Ärmel der Marien bei-
der Denkmäler, endlich auch noch die En-
gelsköpfchen mit ihren gebohrten Locken.
Kann also hinsichtlich der Zusam-
mengehörigkeit dieser beiden Werke kein
Zweifel mehr bestehen, so wächst die Be-
deutung des Maria-Saaler Epitaphs als
Arbeit Hans Valkenauers erst zu ihrer
vollen Größe, wenn wir es neben die in
der Ausführung vorgeschritteneren Sta-
tuen des Speyerer Kaisergrabes stellen.
Was wir hier nur wie durch einen Nebel-
schleier sehen, prangt dort in reinster Klar-
heit als festgeprägte reife Form (Abb. 12).
Man prüfe nur etwa an dem Haupte der
Maria von Saal die Kopfbildung der beiden
Fürstinnen in Speyer nach: die kugelige
Stirn, das volle Kinn, der dicke Hals, der
spitz zusammengekniffene Mund. Man
halte neben den prächtigen Kopf Gott Va-
ters in Maria-Saal den Kopf des Kaisers
mit dem lockigen Haupt- und Barthaar
(Abb. 2). Oder man vergleiche die Propor-
tionen der Körper! Es ist ein und dasselbe
Geschlecht, die göttlichen Regenten und die
Königin des Himmels und die Vertreter
machtvoller Herrschaft auf Erden. Dort
nur weht durch alle Gestalten entspre-
chend dem ernsten Grundton eines Mau-
soleurns ein Hauch von Todesmüdigkeit,
hier aber braust uns ein feierlicher Ak-
kord himmlischen Jubels entgegen.
Ein festgefügter Ring eint die Figuren
des Kaisergrabes und die beiden Keut-
schach-Monumente zu Werken einer und
derselben Hand. Noch ein weiteres Glied
läßt sich der Kette ohne weiteres einfügen, das Grabmonument für Wolfgang
von Polhaim, gestorben 1512, und seine Gemahlin johanna von Borselle,
gestorben 1509, in der ehemaligen Paulaner-Klosterkirche zu Ober-Thal-
heim in Oberösterreich, die eine Stiftung des Ritters warf" Wolfgang
von Polhaim zu Wartenberg, der bevorzugte und unzertrennliche Gefährte
" Mitteilungen der k. k. Zentrnlkommission, Neue Folge, IX. (1 883). Seite CXV. Für die folgenden geschicht-
lichen Notizen s. Freydnl, des Kaisers Maiximilian Turniere und Mummereien, herausgegeben von Quirin von
Leitner. Wien 1880-1882. Seite LXIV.