einer malerisch dekorativen Umwertung des Objekts. Das Objekt ist hier nicht mehr wie
bei den Impressionisten der Zweck und das Ziel der Darstellung, sondern nur Mittel und
Anhalt, farbige Empfindungen auf einer Wandfläche schmuckhaü: auszusprechen. Und zum
Farbigen kommt ein neuer Wille zur Form. Nicht das Aufgelöste in Luft und Licht, das
Phänomen, wie es verschwebend vorüberzieht, soll sphärisch flüchtig gebannt werden,
sondern gerade im Gegensatz zu dem nur Eindrucksmomentanen wird die Linie, der
Umril], raumgliedernd, stilisierend, wie die Verbleiung auf den Glasgemälden, wieder an-
gewendet.
Das sind Anschauungen und Vorstellungen, die der alten Sezession keineswegs fremd
sind. Die klugen und kennerischen Köpfe in ihr haben gewiß den Sinn für den Fluß der
Dinge, das Neubildende und die Fülle der Temperamente. Hätten sie sonst den Werken
derer, die für die junge Gruppe vorbildlich sind, den Werken Cezannes, van Goghs,
Hodlers, so weitgehende Aufnahme gewährt? Nur gegen das Problematische, diesen
Meistern Nachtastende bei den jüngsten und gegen den ablehnenden Übermut verhielt
sich die alte Sezession mit dem Recht der Eigenwehr verwerfend und ausschließend.
Diese Persönlichkeitskontlikte 7 wie sie zum Beispiel durch den Streit Liebermann-
Nolde öffentlich geworden - gehen uns wenig an, wir halten es da mit den überlegenen
Worten Liebermanns: Der Briefe sind genug gewechselt, nun laßt uns endlich gute
Bilder sehn.
Gute Bilder fand ich nun auch in der Neuen Sezession und ich freue mich, dafür
Zeugnis ablegen zu können. Daneben aber auch viel nur absurd sich Gebärdendes voll
innerer Ohnmacht hinter der Exzentrikmaske. Und gerade Nolde, der Liebermann Senilität
vorwirft, ist hier recht peinlich zu betrachten. Sein Christus in Bethanien mit den Begleit-
köpfen ist eine Grimassen-Etude, etwa wie
die karikaturistische Wandzeichnung eines
römischen Soldaten. Und sein Männer-
gesicht auf dunkelschmierigemHintergrund
wirkt als ein betrunkener Witz. Man muß
an Liebermanns letztes Porträt, seinen
Bürgermeister Adickes, sich erinnern, um
das grenzenlose Erdreisten Noldes (des
übrigens Fünfundvierzigers), das in jenem
Senilitätsvorwurf lag, ganz zu erfassen.
Ein Enfant terrible scheint auch Erich
Heckel. Sein weißes Mädchen ist eine primi-
tive Holzpuppe, ein roher ethnographischer
Fidschi-Fetisch - Unkunst im Leben des
Kindes. SeineMenschen imWalde undAkte
im Freien sind Calibane und Kannibalen,
Körperfragmente, mit der Axt zusammen-
gehauen und rothäutig aus dem Farbkübel
angestrichen.
, Dies ethnographische Element, dies
Spielen mit den Schnitz- und Tünchmo-
tiven wilder Völkerstämme, diese Neigung
zum exotischen Typ, wo er am groteskesten
ist, begegnet hier immer wieder. Kirchner
malt eine Tänzerin mit Fächer, äthiopisch
fletschend, mit Ziegeneuterbusen und ge-
drücktem Flossenfuß. In seiner Badeszene
tauchen merkwürdige illuminierte Leiber in Tasche mit Bügel aus Silber, entworfen und ausgeführt
klares Wasser zwischen grünem Gebüsch. von der Birmingham School of Ar: