MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 3)

einer malerisch dekorativen Umwertung des Objekts. Das Objekt ist hier nicht mehr wie 
bei den Impressionisten der Zweck und das Ziel der Darstellung, sondern nur Mittel und 
Anhalt, farbige Empfindungen auf einer Wandfläche schmuckhaü: auszusprechen. Und zum 
Farbigen kommt ein neuer Wille zur Form. Nicht das Aufgelöste in Luft und Licht, das 
Phänomen, wie es verschwebend vorüberzieht, soll sphärisch flüchtig gebannt werden, 
sondern gerade im Gegensatz zu dem nur Eindrucksmomentanen wird die Linie, der 
Umril], raumgliedernd, stilisierend, wie die Verbleiung auf den Glasgemälden, wieder an- 
gewendet. 
Das sind Anschauungen und Vorstellungen, die der alten Sezession keineswegs fremd 
sind. Die klugen und kennerischen Köpfe in ihr haben gewiß den Sinn für den Fluß der 
Dinge, das Neubildende und die Fülle der Temperamente. Hätten sie sonst den Werken 
derer, die für die junge Gruppe vorbildlich sind, den Werken Cezannes, van Goghs, 
Hodlers, so weitgehende Aufnahme gewährt? Nur gegen das Problematische, diesen 
Meistern Nachtastende bei den jüngsten und gegen den ablehnenden Übermut verhielt 
sich die alte Sezession mit dem Recht der Eigenwehr verwerfend und ausschließend. 
Diese Persönlichkeitskontlikte 7 wie sie zum Beispiel durch den Streit Liebermann- 
Nolde öffentlich geworden - gehen uns wenig an, wir halten es da mit den überlegenen 
Worten Liebermanns: Der Briefe sind genug gewechselt, nun laßt uns endlich gute 
Bilder sehn. 
Gute Bilder fand ich nun auch in der Neuen Sezession und ich freue mich, dafür 
Zeugnis ablegen zu können. Daneben aber auch viel nur absurd sich Gebärdendes voll 
innerer Ohnmacht hinter der Exzentrikmaske. Und gerade Nolde, der Liebermann Senilität 
vorwirft, ist hier recht peinlich zu betrachten. Sein Christus in Bethanien mit den Begleit- 
köpfen ist eine Grimassen-Etude, etwa wie 
die karikaturistische Wandzeichnung eines 
römischen Soldaten. Und sein Männer- 
gesicht auf dunkelschmierigemHintergrund 
wirkt als ein betrunkener Witz. Man muß 
an Liebermanns letztes Porträt, seinen 
Bürgermeister Adickes, sich erinnern, um 
das grenzenlose Erdreisten Noldes (des 
übrigens Fünfundvierzigers), das in jenem 
Senilitätsvorwurf lag, ganz zu erfassen. 
Ein Enfant terrible scheint auch Erich 
Heckel. Sein weißes Mädchen ist eine primi- 
tive Holzpuppe, ein roher ethnographischer 
Fidschi-Fetisch - Unkunst im Leben des 
Kindes. SeineMenschen imWalde undAkte 
im Freien sind Calibane und Kannibalen, 
Körperfragmente, mit der Axt zusammen- 
gehauen und rothäutig aus dem Farbkübel 
angestrichen. 
, Dies ethnographische Element, dies 
Spielen mit den Schnitz- und Tünchmo- 
tiven wilder Völkerstämme, diese Neigung 
zum exotischen Typ, wo er am groteskesten 
ist, begegnet hier immer wieder. Kirchner 
malt eine Tänzerin mit Fächer, äthiopisch 
fletschend, mit Ziegeneuterbusen und ge- 
drücktem Flossenfuß. In seiner Badeszene 
tauchen merkwürdige illuminierte Leiber in Tasche mit Bügel aus Silber, entworfen und ausgeführt 
klares Wasser zwischen grünem Gebüsch. von der Birmingham School of Ar: 

	        
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