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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 4)

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Zeichnung. Auf weinrotem Grund sieht man in der Mitte einen Reiter auf 
einem Elefanten. Unregelmäßig verteilt, zwischen Blättern in Rosa und Grün 
erblickt man allerlei Getier. Manche Tiere sind nur Phantasiegeschöpfe. Die 
eine Hälfte des Teppichs nehmen ein Rhinozeros und ein Krokodil ein, das 
einen geßügelten Löwen bedroht. Ferner sieht man kämpfende Giraffen, sprin- 
gende Leoparden und Gazellen. Die andere Hälfte zeigt zwei kleine Elefanten, 
einen Drachen, der eine Ziege packen will, und einen Tiger, der einen Leo- 
parden anfällt. Die Tiere sind meistens weiß und mit Braun, Blaugrün und 
Rosa eingefaßt. 
Die Bordüre zeigt oblonge Kartuschen, die mit einer vierblättrigen 
Verzierung abwechseln. Der Grund ist weinrot und wird von rosa Arabesken 
durchzogen. Die Kartuschen enthalten auf weißem Grund menschliche 
Gesichter, von Blumenzweigen umrahmt. Auf dem Vierblatt sind Schnepfen 
in Hiegender und sitzender Stellung auf stahlblauem Grund dargestellt. 
Die geometrische Dekorationsweise der altpersischen Teppiche, die 
symbolische Art der Perser und deren Vorliebe, Hgurale Motive zu 
stilisieren, sowie die realistische und dabei doch phantastische Kunst der 
Inder sind in dieser Ausstellung altorientalischer Teppiche durch gute Bei- 
spiele illustriert worden. Sie war weniger durch die große Zahl als durch 
die Vorzüglichkeit der Exemplare bedeutend. 
 
 
ÖSTERREICHISCHE VOLKSKUNST 51b VON 
ALFRED WALCHER VON MOLTHEIN-WIEN 
(gf-lm Wunden schlägt jedes Jahr dem edelsten Volksgut 
 i)?  Osterreichs, dem großen Komplex der eigen- 
. artigen Erscheinungen physischen und psychi- 
schen Lebens seiner Völker. Diese traurige Er- 
scheinung begann merkwürdigerweise zu einer 
Zeit, als man durch Erschließung abgelegener Ge- 
birgstäler, durch leichtere Verbindung des flachen 
Landes mit den großen Zentren des Reiches den 
Bewohnern wirtschaftliche Vorteile bieten wollte. 
Sie sind aber nicht diesen, die gewiß einst viel 
glücklicher und wohlhabender waren, zugute ge- 
kommen. Ich erinnere hier nur an den Zusammenbruch der oberösterreichi- 
sehen Sensengewerken mit Beginn des Eisenbahnbaues oder, um allgemein 
zu sprechen, an die unaufhaltbare Verarmung des Bauernstandes, die sich 
nicht zum geringsten damit erklärt, daß durch raschere und bequemere Ver- 
bindungen der Übervorteilung des Volkes die Wege geebnet werden. Neben 
dieser wirtschaftlichen Ausbeutung geht ein systematischer Angriff auf alles, 
was ein Volk in seiner Sprache, in seinen Gewohnheiten, seiner Tracht und 

	        
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