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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 4)

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ode wieder vor Augen gekommen sind, die Werke unbefangen betrachten, 
so müssen wir sagen, daß die Masse der wollenen und leinenen wohl nicht 
der höchstentwickelten Industrie angehören, sondern meist - wenn auch 
nicht ausschließlich -billigere Erzeugnisse für den Massenverbrauch umfaßt. 
Ob es sich dabei mehr um häusliche Herstellungsweise oder mehr um fabriks- 
mäßigen Betrieb handelt, wird sich wohl kaum je sicher entscheiden lassen; 
dazu kennen wir die volkswirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit und der 
einzelnen Gebiete doch zu wenig. jedenfalls dürfen wir aber nicht vergessen, 
daß uns schon chinesische Quellen aus dem zweiten nachchristlichen 
Jahrhunderte von dem hohen Stande der Seidenweberei im östlichen Mittel- 
meerbecken berichten und uns die 
syrischen Stoffe mit ihren vielen 
Farben, mit Vogel-, Pflanzen- und 
Figurendarstellungen als unerreicht 
und selbst im Osten Asiens begehrt 
aufzählen. (Vergleiche des Ver- 
fassers Buch über die „Künstleri- 
sche Entwicklung der europäischen 
Weberei und Stickerei", Seite 23.) 
Insbesondere haben uns auch die 
neueren, vor allem von Franzosen 
(Gayet und anderen), angestellten 
Grabungen in Ägypten nicht wenige 
alte Seidenreste wiedergebracht, die 
nach allen Fundumständen wohl bis 
in die frühe und mittlere Kaiserzeit 
zurückreichen und vielfach reinere 
Formen zeigen als die meisten der 
Einsatz eines spätantiken Gewandes, bräunlichviolette ägyptischen wollenen und leinenen 
Wolle und weißer Leinenfaden. Etwas über T5 der na- Arbeiten Es Weist  diesem eben 
tumchm Größe schon das Material auf den schlich- 
teren Gebrauch hin. Die Ausführung ist bei ihnen zumeist gobelin(tapisserie)- 
artig in der Weise erfolgt, daß von dem Leinengrunde in der einen Richtung 
die Fäden ausgezogen sind und so durch die übriggebliebenen gleichlaufen- 
den Fäden eine Art Kette für die gobelinartige Arbeit gebildet wird. Manch- 
mal sind die Einsätze auch in gleicher Weise aus besonderen Leinenstücken 
gearbeitet und auf die Gewänder aufgesetzt. Die feinen weißen Linien sind 
dann auf den gobelinartigen Grund mit Leinenfaden aufgestickt. Betreffs der 
Gobelinarbeit sei bemerkt, daß die Linienführung meist nicht so streng rips- 
artig durchgeführt ist, wie heute üblich, sondern mehr den Formen folgt. 
Nur wenige Gewänder sind mit Seidenstücken besetzt, da es sich bei 
der Masse der Gräber natürlich um die der Minderbegüterten handelt. Eine 
Arbeit mit Gold werden wir noch später erwähnen. Die dunkelbraunen und 
violetten Töne können wir vielleicht großenteils als Nachahmungen kostbarer 

	        
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