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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 4)

üblich erscheint. Gleichfalls an Antikes klingt noch der Einsatz mit dem 
großen Vogel auf Seite 245 an, besonders im Rankenwerke; der Zweig im 
Schnabel des Vogels ist dann ein Motiv, das sich durch Jahrhunderte in der 
mittelalterlichen Kunst findet. Ein gleichfalls noch lange in den Stoffen fort- 
lebendes Motiv ist weiterhin der Ring im Schnabel und das Halsband des 
Vogels, wie ihn zum Beispiele die Abbildung auf Seite 246 zeigt. 
Eine ganz andere Form des Einsatzes, die mandelförmige, zeigt uns das 
auf Seite 247 abgebildete Stück, das gleichfalls noch einen stark antiken 
Eindruck macht und besonders durch die farbenfrischen Vogeldarstellungen 
lebendig wirkt. Wir werden in manchem Sinne an die Mosaiken in Santa 
Costanza  Jahrhundert) und verwandte Arbeiten erinnert. 
In andern Fällen, wie bei dem auf Seite 248 abgebildeten Stücke, erstreckt 
sich der Naturalismus auf die ganze Gliederung, die so zu einem Blatte wird, 
wie später wieder bei der Entwicklung des sogenannten Granatapfelmusters, 
wo die Unterlage des Granatapfels ja auch meistens die Blattform annimmt. 
Es werden sich, wenn später im Oriente und in Europa eine Zeitlang wieder 
abstraktere Formen vorherrschen, übrigens gewiß Spuren dieser natura- 
listischen Blattmotive immer erhalten und so tatsächlich auf weit Späteres 
eingewirkt haben. Insbesondere könnte dies von Ostasien gelten, wo die 
spätantike Kunst ja sehr einfiußreich war und woher später wieder auf das 
Mittelmeergebiet starke Einflüsse zurückströmten. 
In manchen Fällen, so auch in einer Aufnähstickerei unserer Funde, 
sind diese Blattformen als Streumuster aufgesetzt und im Hauptumrisse mehr 
vereinfacht; in dem auf Seite 24g wiedergegebenen Beispiele zeigt der äußere 
Umriß schon jene Form, die eine der wichtigsten in der späteren orienta- 
lischen Musterung geworden ist. Es erscheint dieses Stück als sehrbeachtens- 
wert, wenn man die Entstehung der muhammedanischen Formensprache 
aus der spätantiken erkennen will. Sehr wichtig hierfür sind übrigens auch 
die beiden auf den Seiten 251 und 252 dargestellten Stücke, die bereits die 
eigentümlichen Verlängerungen zeigen, die in der muhammedanischen Kunst 
so große Bedeutung erlangen; besonders das zweite Stück sieht fast wie das 
Mittelstück eines islamitischen Buchdeckels aus. Auch die Muster der späteren 
Stoffe und Teppiche hängen hiermit zusammen, selbst wohl die üblichen 
hängenden Vasen der Gebetteppiche. Man bemerke auch die strenge 
geometrische Gliederung im Innern des Stückes auf Seite 252; man braucht 
deshalb jedoch nicht erst an eine Entstehung in muhammedanischer Zeit, 
die solche Formen allerdings bevorzugt, zu denken; denn sie finden sich 
auch bei Stücken mit sonst sehr starken antiken Erinnerungen. Insbesondere 
ist die antike Überlieferung in dem Stücke auf Seite 251 noch völlig klar. 
Bemerkenswert, aber ganz begreiflich, ist es, daß diese Vereinfachung des 
Ornaments in das Geometrische hinein zu immer reicherem Wechsel im 
einzelnen führt, ja sogar zur Unsymmetrie, mindestens zur diagonalen An- 
ordnung, wie sie in dem Beispiele auf Seite 253 zu erkennen ist; denn immer 
wird die Vereinfachung der Hauptmotive auf die Bereicherung und größere
	        
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