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entwickelt erscheinen, als Haupt-
typus germanischer Kunstübung
hinstellen will; gerade Irland war
inderVölkerwanderungszeitwohl
am wenigsten, vielleicht gar nicht,
von Germanen betreten worden.
Gerade in Irland erhielten sich
die Kulturreste eines in den
äußeren Formen rornanisierten
Volkes vielleicht am meisten un-
berührt. Darin besteht ja gerade
die Bedeutung Irlands in den
Jahrhunderten nach der Völker-
wanderung, daß diese an der
Insel zunächst ziemlich spurlos
vorübergebraust ist und es nur
für einige Zeit gewissermaßen ab-
geschnitten hat. Eine ursprüng-
lich in größerem Zusammen-
hange entwickelte, dann aber
losgerissene, Kultur zeitigt wohl
immer die einseitigsten Ergeb-
nisse; man begreift jedoch nicht,
wie im keltischen und roma-
nisierten Irland, das heute noch
recht ungerrnanisch ist, gerade
ein Hauptsitz germanischer Kunst
gewesen sein soll. Wir wollen
ältere nordische (keltische?)
Nachwirkungen nicht leugnen;
vor allem scheint es sich aber
um keltisch rückgebildete antike
Anregungen zu handeln. Man
verzeihe uns diese scheinbare
Eiinsatz einesspätandkenGewandesoderBehangemDunkel- Abschweifung, aber sie berührt
violette Wolle und Etwas über H5 der eine kunstgeschichtlich wichtige
und über den Einzelfall hinaus-
gehende Frage und zeigt die Bedeutung unserer Stücke recht augenfällig.
Andere Arbeiten unserer Sammlung zeigen schon eine so feine Durch-
bildung der geometrischen Ornamente und das gewisse absatzweise erfol-
gende Wechseln der Motive, wie wir sie zum Beispiel an rheinischen
Schmelzarbeiten aus romanischer Zeit oder von späteren orientalischen
Arbeiten her gewohnt sind; man vergleiche hierzu besonders die
eben erschienene Schrift Otto von Falkes über den Kölner Dreikönigs-