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Full text: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 4)

der frühen flämischen und der italienischen Schulen, sehen wir diese Tep- 
piche. Aus der Williams-Sammlung waren noch drei sogenannte Holbein- 
Teppiche ausgestellt. Sie sind in Amerika wahrscheinlich nur in dieser 
Sammlung zu finden. Ein sehr schönes Exemplar, das durch große Farben- 
pracht besonders hervorragt, ist in Altrosa, Pfauenblau, Gelb, Rot und 
Schwarz gehalten; die Bordüre zeigt kulische Schriftzeichen. 
Einer der andern Teppiche aus der Williams-Sammlung zeigt Ähnlich- 
keit im Felde, aber die kulischen Buchstaben haben sich hier bereits voll- 
ständig zu einem Ornament entwickelt. Die Grundfarbe ist rot. Dieser 
Teppich ist besonders gut erhalten. Auf einem Gemälde von Bissolo, das sich 
in S. Giovanni e Paolo in Venedig befindet, ist ein ähnlicher Teppich abge- 
bildet, ebenso auf einem Gemälde von Raffaelino del Garbo in Berlin. 
Der letzte dieser Teppiche aus der Williams-Sammlung ist etwas ab- 
genutzter als die andern. Er gleicht genau einem Teppich auf einem Gemälde 
von Torbido aus dem Jahre 1530, das sich im Wiener Hofmuseum befindet. 
Der Teppich ist in sechs Vierecke geteilt, von denen jedes einen Dekor in 
Form eines I-Iexagons enthält. Man sieht einen blauen Stern sowie Zypressen 
auf rotem Grund. Die Ecken jedes Vierecks sind mit blauen oder grünen 
Blüten auf braunem Grund ausgefüllt. Die Bordüre zeigt wechselnd abge- 
rundete Oblonge und andere Figuren in Rot und Blau auf grünem Grund. 
Der Teppich ist über sechs Fuß lang und viereinhalb Fuß breit. 
Die andern kleinasiatischen Teppiche aus der Williams-Sammlung 
stammen aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts. Sie zeigen den Einfiuß des 
fernen Ostens. Der eine Teppich hat auf weißem Grund primitive Vögel und 
Blumenformen. Die Bordüre wird vom chinesischen Wolkenband und von 
Blumen gebildet. Die Blumen sind in Rot, Blau und Gelb gehalten, die Vögel 
in Grün und Rosa. Dr. W. Bode sowie das Kunstgewerbemuseum in Berlin 
besitzen ähnliche Teppiche. Auf Bildern von Varotari in der Eremitage aus 
dem Jahre 1625 und von Peter Candid im Schlosse zu München sind solche 
Teppiche dargestellt. 
Ein Teppich aus der Williams-Sammlung zeigt ein Motiv, das wir 
besonders häufig auf Brokaten, Samten und Fayencen aus Kleinasien 
finden. Auf grauem Grund ist ein Muster, drei kleine Bälle in Hellblau und 
Rahmgelb, die in kleinen Zwischenräumen sich wiederholen. 
Besonders schön ist die breite Borte mit dunkelgrauem Grund, auf 
dem das Motiv der drei Bälle wiederkehrt. Sie sind violett, braun und rot 
und bedeutend größer als die des Feldes. 
Die Bälle werden von wolkenförmigen Streifen in Hellblau und Rot, die 
Dreiecke bilden, umschlossen. Die innere Umrahmung bilden wellenfönnige 
Muster in Violett, Braun und Rot. Der Teppich ist zwölf Fuß sechseinhalb 
Zoll lang und sieben Fuß elfdreiachtel Zoll breit. Er stammt aus der Mitte 
des XVI. Jahrhunderts. 
Ferner waren aus dieser Sammlung sogenannte Ushak-Teppiche aus der 
frühen Periode vorhanden. Das Typische besteht in großen Mustern mit
	        
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