SCHLIERBACI-I.
Wappen: in Schwarz ein schwebendes, rotes,
geradarmiges Tatzenkreuz, um das der silberne
Buchstabe S geschlungen ist (Abb. 23).
Im oberösterreichischen Traunkreise, im
Kremstal, in der Nähe des Marktes Kirchdorf,
liegt das Zisterzienserstift Maria Saal (Maria Saal
unter der Sonne) - Aula Beatae Mariae Vir-
ginis -, meist kurzweg Schlierbach nach dem
in der Nähe vorbeifließenden Schlierbach, einem
kleinen Bächlein, genannt. Das Kloster war um
1355 von dem Landeshauptmann von Österreich
ob derEnns,EberhardIII.vonWallseeä ursprüng- Abb, 24, Wappen aus dem Siegel des
lich für Zisterzienserinnen errichtet worden. Mm "o" Schdmmch Fhan" i'm"
Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das Keueruüugxüig
von Eberhard zu einem Kloster umgewandelte Schloß Schlierbach von
Schwaben aus (Bodenseegegend) besiedelt worden sein. Die erste Äbtissin
soll Melchthildis geheißen und noch im Jahre 135g regiert haben. Ihr folgten
noch weitere sechzehn Äbtissinnen; die letzte war Anna Freiin von Aham
(1525-1554). Die damaligen religiösen Wirren sowie auch die schlechte
Wirtschaft der letzten Äbtissin veranlaßten den Zerfall der Stiftung, so daß
sich diese kleine religiöse Gemeinde im Jahre 1554 von selbst auflöste.
Nach einem spitzovalen Siegel der dritten Äbtissin Katharina Aichner
an einer Urkunde vom Jahre 1372 mit der Legende: PP S. KATI-IERINA .
ABBISSE - DE - SLIEBACH - führte das Nonnenstift die Gottesmutter mit
dem Jesuskinde auf einem mit Sternen belegten Halbmond stehend als
Siegelbild. Das Kloster stand nun leer, bis im Jahre 1620 Kaiser Ferdinand II.
dasselbe dem Zisterzienserorden übergab.
Mathias Gülger, Abt von Rein, Generalvikar und Visitator des Zister-
4 zienserordens, besiedelte von Rein aus das neue Männer-
kloster und gab demselben in dem Prior von Rein Wolf-
gang Sommer (162o_1625) seinen ersten Abt. Im Jahre
1655, unter dem dritten Abte Balthasar Rauch (1645 bis
1660), erhielten die Äbte von Schlierbach vom Papste
Innozenz X. den Gebrauch der Pontilikalien zuge-
sprochen. Hervorragend durch seinen Kunstsinn und
seine Prachtliebe war besonders der sechste Abt von
Schlierbach, Nivard II. Diirrer (1696-1715), während
dessen Regierungszeit bedeutende Maler, Bildhauer
und Stukkateure in den Räumen des Klosters tätig
waren, man sehe zum Beispiel nur das iiberreich
Abb. 25. Wappen des Stif-
tes Schlierbach unter Abt ' Das Gut Schlierbach war in den ersten Jahren des XI. Jahrhunderts an
Christian Stadler (1715 bis das l-Iochstift Salzburg gekommen, wurde später ein Besitz der Herren von
1740) Schlierbach, von Zelking, von Capell, endlich von Wallsee.