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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 5)

Runde Schüsseln mit archaischer Inschrift und dem vorchristlichen Fischpaar in 
Relief, Schalen und Gefäße aller Art für Tempel, Haus und Küche und mancherlei eigen- 
artige Dinge, wie zum Beispiel eine durchbrochene Schale für Obst rnit Untersatz für Eis, 
lernen wir in antikem oder jüngerem Guß kennen. 
Eine besondere Gruppe bilden die Spiegel, die in verschiedensten Größen und Aus- 
Hihrungen vorhanden sind. Besonders kostbar ist ein kleiner Traubenspiegel mit tief- 
schwarzer Patina. Diese in Europa noch wenig bekannte schwarze Bronze wird in 
China am höchsten geschätzt. Sie entsteht merkwürdigerweise unter einer dicken Rost- 
schicht. Wenn letztere abgeklopft wird, so kommt das wie glänzend poliert erscheinende, 
leuchtend schwarze Metall zum Vorschein. Ein Spiegel ist nur teilweise abgeklopft und 
zeigt deutlich wie die dicke grüne Kruste die glatte Fläche bedeckt. In diesem Falle hat 
die Rostschicht sich nicht mit dem Rohmaterial verbunden, sondern durch eine bisher 
unbekannte Behandlung wird diese schöne Wirkung erzielt. Glöckchen in den verschieden- 
sten Größen sind in antikem Guß mit Schriftzeichen und geometrischen Mustern und 
eigenartigen Formen ausgestellt. 
Mit dem Aufkommen des Buddhismus wurden die Blutgefäße als Blumenvasen und 
die Korngefäße als Räucherumen verwendet; gleichzeitig verlieren die Formen ihre ernste 
Wucht und erhalten elegantere Ausführungen. Die Ausstellung zeigt uns vortreffliche Vasen 
und ganze Altarsätze aus der Sung- und Ming-Zeit. 
Eine reiche Walfenkollektion enthält aus der vorchristlichen Bronzezeit Kurz- 
schwerter, Lanzenspitzen, Messer, Beile, Sichellanzen, Katapultschlösser 'und zahlreiche 
Pfeilspitzen, deren Formen an sibirische und japanische Funde erinnern. Aus den letzten 
Jahrhunderten sind mit durchbrochener und vergoldeter Bronze oder Silbertauschierung 
reich verzierte breite Schwerter, Streitkolben und Schlagdegen ausgestellt. Besonders 
interessant und bisher noch wenig bekannt sind Stichblätter in Bronze und Eisen, durch- 
brochen oder ziseliert, mit Silbertauschierung oder Metallauflagen. Hier sehen wir die 
Vorbilder für die von den Japanern zur Vollendung gebrachte Stichblattkunst. 
Eine Sammlung kleiner Bronzestücke weist besonders elegant geschwungene Gürtel- 
haken mit Schlangen- und Drachenkopf oder in Gestalt von Enten, Haken und Ösen mit 
Reließspazierstockgriffe und viele andere Ornamentteile in antiken und jüngeren Formen auf. 
Dem letzten Jahrtausend gehören Darstellungen von Menschen und Tieren an. Neben 
bekannten Motiven fallen besonders zwei groteske dickbauchige Leuchterträger auf. Von 
Reiz ist die kleine Bronze eines nackten Heiligen. Die Beine sind rechtwinkelig gekreuzt und 
auf dem auigerichteten Knie ruhen die Hände, während die Arme rechts und links gleich- 
mäßig vom hageren Körper abstehen. Das Gesicht ist mit sinnendem Ausdruck modelliert. 
Den Gegensatz bildet ein Paar lebensfreudiger, wohlgenährter Mandarine, bei denen das 
elegante Liniengefüge der Haltung und Gewandung die liebenswürdige Kunst einer moder- 
neren Zeit verrät. Neben massigen und plumpen Tiergestalten für Kultzwecke ist eine 
vortreffliche Ente als Räuchergefäß vorhanden. 
In dem kurzen Rahmen dieser Ankündigung kann ich nur einzelne Stücke erwähnen. 
jedenfalls ist eine so umfangreiche Sammlung unzweifelhaft echter und alter Bronzen aus 
China noch niemals in Europa gezeigt worden. Die Ausstellung wird dem Liebhaber ästhe- 
tischen Genuß gewähren, den Techniker anregen zu neuen Formen und Qualitäten und 
dem Kunstforscher und Ethnologen nach vieler Richtung Belehrung und Aufklärung bringen. 
Wir müssen Herrn Knuth besonders dankbar sein, daß er diese Ausstellung in Leipzig 
ermöglicht hat, wo der rührige Leiter des Kunstgewerbemuseums, Dr. Graul, in richtigem 
Erkennen des großen Wertes dieser Sammlung Gastfreundschaft gewährt und Dr. Pelka 
mit verständnisvoller Sorgfalt die Aufstellung ausgeführt hat. Oskar Münsterberg 
IEN. AUS DEM KUNSTHISTORISCHEN HOFMUSEUM. Die 
Gegenstände, welche der Sammlung von Kunstgegenständen des Allerhöchsten 
Kaiserhauses aus der vor einigen Wochen in Berlin stattgehabten Auktion der Sammlung
	        
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