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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 5)

Lanna zugekommen sind, haben nun in den einschlägigen Vitrinen im Hochparterre des 
kunsthistorischen Hofmuseums ihre Aufstellung gefunden. Es sind vier Objekte erlesenster 
Art, welche auf diese Weise aus der Lannaschen Sammlung für den heimischen Kunst- 
besitz wieder gewonnen worden sind: Vor allem das Hauptstück der Kollektion Lanna, 
ein Reiterrelief Kaiser Maximilians I. aus Kehlheimerstein. Das Stück ist eine Arbeit des 
Augsburger Meisters Hans Daucher, der seit 1525 in Wien tätig war und von dem die 
kaiserliche Sammlung bereits einige ausgezeichnete Werke, doch keines von der Bedeutung 
des vorliegenden, besaß. Das Relief wirkt trotz seines verhältnismäßig kleinen Formates 
wahrhaft monumental und zeigt den „letzten Ritter" als Sankt Georg, der sieghaft über 
den erlegten Drachen hinwegreitet. Die Rückeroberung dieses Stückes für Österreich und 
speziell für die kaiserliche Sammlung ist um so höher anzuschlagen, als es zu einer Reihe 
von Habsburger Porträten desselben Meisters gehört, die wahrscheinlich ehemals im Besitz 
des Kaiserhauses waren und von denen eines der berühmtesten Stücke, der Triumph 
Karls V. vom Jahre x522, vor einigen jahren in die Sammlung Pierpont Morgans gelangte. 
An zweiter Stelle ist ein um x00 jahre jüngeres Relief aus Kehlheimerstein „Susanna 
im Bade" von dem gleichfalls später am Wiener Hofe tätigen Nürnberger Meister Georg 
Schweigger zu nennen. Es ergänzt in glücklichster Weise die Serie der im Hofmuseum 
bereits befindlichen Arbeiten dieses Künstlers. Das Werk ist von delikatester Behandlung, 
namentlich in der weiblichen Hauptfigur, der die Weichheit und der matte Glanz des 
Materials trefflich zustatten kommen, und befindet sich noch in dem alten, auf die Bild- 
wirkung der stellenweise fast vollrunden Plastik berechneten Kassettenrahmen. 
Von besonderem Interesse ist wieder der dritte Gegenstand, ein Glasbecher mit 
Zwischenvergoldung, welcher das Brustbild Kaiser Leopolds II. zeigt. Er ist signiert und 
datiert 1791 von josef Mildner in Guttenbrunn (Niederösterreich), von dem noch kein 
Stück in der Gläsersammlung des Hofmuseums vertreten war. 
Diese drei Objekte, die zusammen um einen Preis von mehr als 100.000 Mark er- 
standen wurden, sind von einem Freunde und Förderer der kaiserlichen Sammlungen 
diesen zur Verfügung gestellt worden. Das vierte, eine Buchsholzgruppe, den Raub einer 
Sabinerin darstellend, ist von einem großen Kunsthändler der kaiserlichen Sammlung 
gewidmet worden. Das Stück ist eine kunsthistorisch besonders belangreiche Arbeit des 
XVI. Jahrhunderts, dürfte dem deutschen Meister Conrad Meit nahestehen und bildet ein 
vorzügliches Seitenstück zu dem signierten „Adam" des Peter Flötner in der Sammlung 
des Allerhöchsten Kaiserhauses. 
IE GRIECHISCHE PLASTlK. VON EMANUEL LÖWY. In der ein- 
fachen, bescheidenen Form zweier Bändchen in Kleinoktav, einem Text- und einem 
Abbildungsbande, präsentiert sich ein kurzer Abriß der Geschichte der griechischen Plastik, 
der den bekannten, in Rom lebenden Wiener Archäologen Professor Emanuel Löwy zum 
Verfasser hat. Die kleine Arbeit ist mit jener strengen Genauigkeit durchgeführt, die, ein 
altes, wertvolles Erbteil der klassischen Philologie, archäologische Studien von jeher aus- 
zeichnet. Die reichen und in den verschiedensten Fachblättern und Einzelabhandlungen 
niedergelegten wissenschaftlichen Ergebnisse der in den letzten zwei Dezennien statt- 
gefundenen Ausgrabungen auf der Akropolis, in Delphi, in Kleinasien und so weiter haben 
die an den Mittelschulen heute noch geläufigen und im großen Publikum verbreiteten An- 
schauungen wesentlich geändert und modifiziert. Man braucht nur auf Phidias und die 
Parthenonfiguren hinzuweisen, um sich annähernd einen Begriff davon zu machen. Eine 
kurze orientierende Übersicht war daher für den gebildeten Nichtfachmann zum dringenden 
Bedürfnis geworden. Jeden gelehrten Ballast beiseite lassend, schlicht und klar, allgemein 
verständlich und doch alles Wesentliche gewissenhaft berücksichtigend, ist der kenntnis- 
reiche Verfasser bestrebt, alles Wissenswerte in übersichtlicher Form zu bieten. Trotz der 
Kürze seiner Ausführungen fehlt ihm aber niemals das lebendig schildernde Wort, die edle 
Sprache echter Begeisterung. Wer trockene Ausführungen erwartet, fühlt sich, obwohl der
	        
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