GEORGSGABEL.
Das beginnende XVII. Jahrhundert liebte es,
sich mit einer Fülle von sorgfältig gearbeitetem
Kleingerät zu umgeben. Man lese nur die Tage-
bücher von Hainhofer und prüfe den Inhalt des
pommerschen und des schwedischen Kunst-
schreines, um einen BegriFf davon zu bekommen.
Was die Kunstschreine im großen mit ihrem
mannigfachen Inhalt sind, das ist im kleinen das
Zahnstocherbesteck mit Jagdpfeife oder die
Georgsgabel mit Löffel, Gabel, Zahnstocher,
Ohrlöffel, Pfeife und Feder. Wir kennen das
Modell in fünf Repliken. Sie sind alle sehr fein
durchgebildet und gehören zu den reizvollsten
Kleinarbeiten, die die deutsche x Renaissance
hervorgebracht hat. Im Detail variieren sie zwar,
aber allen gemeinsamist die mit einer aufgelöteten
Verzierung versehene Löffelkelle, die auf die zwei-
zinkige Gabel aufgesetzt wird, die St. Georgs-
gruppe am Stiel, und endlich auf dem Knauf die
kniende weibliche Figur. Die Befreiung der
Königstochter durch den mutigen Reitersmann
ist ein Sagenmotiv, das zwar einer späteren Kultur
angehört, aber in der Zeit, da diese kleinen Werke
entstanden, war die Sage doch nicht mehr
lebendig, es ist daher gleichgültig, ob wir die
Szene nach Silena (?) in Lydien verlegen, oder ob
wir die Jungfrau Aja oder Clodolinde, Königs-
tochter an der libyschen Wüste, nennen. Sowohl
Meister als Besteller haben sicherlich keinen
' dieser Namen mehr gekannt. Wer der Er-
linder dieser Komposition gewesenist, bleibt
noch unbekannt. Zwei Stücke, das eine da-
von in der Münchener Schatzkammer, und
das andere in der ehemaligen Sammlung
Thewalt, sind Arbeiten des ungemein ge-
schmackvollen Nürnberger Meisters Fried-
rich Hillebrand, 1580 bis 1608. Die drei wei-
teren Stücke, in der Stuttgarter Sammlung,
im Fugger-Museum in Augsburg, und hierbei
Figdor, haben keine Marken, und es bedarf
noch der Feststellung, wie sie sich zu den
Figur a5. um. Gr. Georgsgabel (SammLFigdor) beiden Hillebrandschen Arbeiten verhalten_