besser, von diesen modernen Benennungen Abstand zu nehmen und den alten
verbürgten Ausdruck „schwitz geschlagen", der in vielen Goldschmiederech-
nungen vorkommt, anzuwenden. Er deutet an, daß die Meister die oft zu
beobachtende Erscheinung, daß ein Gefäß anläuft (schwitzt), wenn es mit
kalter Flüssigkeit gefüllt wird, zu einer Kunstform ausgebildet haben.
Was den Hamburger Glückshafen von 1612 anbelangt, so nennt er
die ganze Gruppe von Trinkgeschirren, vom „Akeley" bis zum Trauben-
pokal, von der „Birn" bis zum Pokal in jamnitzer-Form durchweg „kopf".
Ein fußloses konisches Gefäß nennt er aber „Bechert Es ergibt sich daraus,
daß man im Beginne des XVII. Jahrhunderts Kopf und Becher etwa so
unterschied, wie wir heute Pokal und Becher unterscheiden, daß man also
Kopf mit Pokal übersetzen und dabei festhalten muß, daß es sich um ein Ge-
fäß handelt, dessen Flüssigkeitsbehälter auf
Griff und Fuß ruht, wie der menschliche
Kopf auf Rumpf und Fuß.
Für Becher in der Form des Figdorschen,
von uns in der nebenstehenden Abbildung 102
wiedergegebenen Stückes, hat sich ganz all-
gemein der Name Römer eingebürgert. Die
Etymologie dieses Wortes steht zwar nicht
ganz fest, aber Pazaurek scheint recht zu
haben, wenn er annimmt, daß solche Gefäße
ganz besonders als Zutrink- oder Toastgefäße
gedient haben, bei deren Verwendung also
der Ruhm des Angeredeten gekündet wurde,
daß also diese Form so recht das Ruhmgefäß,
der Ruhmer, später volksetymologisch Römer
war. Heute nennt man nur Glasgefäße Römer,
aber die Silberrömer sind in Form und Be-
nennung aus den Glasrömernhervorgegangen.
Die hier und an vielen verwandten Stücken
vorkommende Verzierung am Fuß verrät
sich als eine Kunstform, die in den
technisch motivierten Glasnuppen X z
ihren Ursprung hat, und der I-Iam- 7
burger Glückshafen sichert die
Übertragung des Namens auf Silber-
gefäße. Der Figdorsche Doppelrömer
gehört dem Anfang des XVII. Jahrh.
an. Die Initialen CLM, die auf den
Danziger Goldschmied Carl Ludwig ,. ,
Meyer,Meisterx77x,gehen,beziehen ' '
sich nicht auf die Anfertigung' son- Doppelte Figur xoz. Jlä nat. Gr. Silberner Doppel-
dem auf eine spätere Restaurierung. am}: am; (Sammlung Figdgr)