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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 6 und 7)

DIE KANNE VON NAGYSZEBEN UND IHRE DECKELFIGUR. 
Ein guter Teil der deutschen Kleinplastik ruht seit dem Ende des XV. 
Jahrhunderts auf den Trinkgefäßen. In jenen reizvollen kleinen Figuren, die 
den Fuß verzieren, den Griff bilden, den Deckel bekrönen oder zum Öffnen 
des Gefäßes die Handhabe bieten, ist sie niedergelegt. Man hat diese Klein- 
arbeiten noch nie zusammenfassend betrachtet, aber die F igdorsche Samm- 
lung bietet, wie unsere Zusammenstellung auf Seite 62 zeigt, dazu Gelegen- 
heit. Freilich, die große Zeit eines Peter Flötner, seiner Vorgänger und seiner 
Schüler ist unter diesen Abbildungen nicht vertreten. Wir greifen ein Stück 
dieses Kreises zur gesonderten Besprechung heraus; es ist der Bacchus, auf 
Figur x xo. _ 
Vergrößern. F18"? 1 1 Y- 
Figur auf dem Stich Von 
Deckel darauf D- Vellm, 
der folgenden 33'593 1512- 
Seite abgebil- Bartsch vm, 
deten Kanne p. 3x, u 
 
einem Fasse reitend, der eine eigenartige Kanne, wahrscheinlich Hermann- 
städter Provenienz, ziert. Sie war auf der Ausstellung in Budapest im Jahre 
1884alsEigentum des BaronsKarlApor inKlausenbux-gausgestellt undhat nach 
mehrfachen Wanderungen ein Asyl in der Sammlung Figdor gefunden. In der 
Publikation über die Budapester Ausstellung ist sie abgebildet worden, und 
wir reproduzieren sie noch einmal mit ihrer Goldschmiedemarke in F igurnz. 
Ihre Form ist bei uns nicht heimisch, scheint eher auf die Türkei zurückzu- 
gehen und ist uns in mehreren Exemplaren, die wahrscheinlich siebenbürgi- 
scher Herkunft sind, bekannt. Im Deckel, im Mantel des Gefäßes und im 
Boden sind Münzen eingelassen, fast alle antik, mindestens eine aber, wie 
Julius Menadier festgestellt hat, Renaissancearbeit. 
Interessanter als die Münzen sind die Inschriften. Am Fußrand nennt 
sich der Stifter: 
DISE KANN HAB ICI-I PETRVS FRONIVS LASSEN VERFERTI- 
GEN MEINEM LIEBEN SOHN DANIELI FRONIO ZVM GEDECH(T)- 
N(ISS). 
Der Name ist in der siebenbürgischen Geschichte nicht unbekannt. Ein 
Matthaeus Fronius war im XVI. Jahrhundert notarius publicus in Kronstadt 
und hat sich durch Kodil-ikation der siebenbürgischen Landesgesetze ausge- 
zeichnet. Unser Petrus Fronius kann möglicherweise sein Sohn gewesen sein.
	        
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