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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 6 und 7)

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ist von unserm Haller Meister. Man ist gewohnt, in solchen Fällen anzu- 
nehmen, daß spätere Besitzer oder Sammler Teile, die nicht zusammen- 
gehören, aneinandergeschraubt haben. I-Iier ist es aber sicherlich nicht der Fall. 
Es scheint im Gegenteil, daß wir das einheitlich konzipierte Werk zweier 
getrennt arbeitenden Meister vor uns haben, die einander Aushilfe leisteten, 
denn wie der Haller Meister an dem Erbschenkbecher gearbeitet hat, so 
sind auch an dem Haller Becher Spuren der Tätigkeit des Nürnberger 
Meisters bemerkbar. So gehört zum Beispiel das Band, welches Kuppa und 
Fuß voneinander trennt, dem Ritterschen Kreise an, und der Krieger auf 
dem Deckel, freilich eines der verbreitetsten und kurzweg „Fendrich" 
genannten Modelle, kommt in einem sehr ähnlichen Exemplar, Figur x25, 
auf einem Ritterschen Pokal beim Großherzog von Sachsen vor. Ein 
solches freundschaftliches Geschäftsverhältnis, das auch an andern Stellen 
nachgewiesen werden kann, ist in der damaligen Zeit besonders notwendig 
gewesen, weil das Handwerk den Meistern fast niemals erlaubte, mehr als 
zwei bis drei Gesellen zu halten, und es auch, mit einer seltenen Ausnahme im 
Jahre 1552, verboten war, sich innerhalb des Gewerks durch Weitergeben 
von Aufträgen bei gehäuften Bestellungen zu helfen. Konnte aber ein Meister 
außerhalb der Stadt für sich arbeiten lassen, so bildete das eine große 
Unterstützung seines Geschäftsbetriebs, und das war bei unsern Meistern 
offenbar der Fall. Bei Ritter mag neben dem praktisch-geschäftlichen auch 
ein künstlerisch-technischer Gesichtspunkt maßgebend gewesen sein; es 
scheint nämlich, daß der Haller Meister eine besondere Force im Treiben 
von Ornamenten auf einer Becherkuppa hatte und solche Arbeit vielleicht 
billiger lieferte, als es ein Nürnberger Meister getan haben würde. Dieselbe 
etwas trocken in flachem Relief arbeitende Hand sehen wir ebenso auf der 
Kuppa des Limpurgschen Pokals wie auf dem Haller Becher, und die Vorliebe 
des Meisters für flache Treibarbeit verrät sich auch darin, daß er am Rats- 
becher die Wappen heraustreibt und nicht, wie damals üblich, einfach graviert. 
  
Figur x23. Dopp. Gr. 
Beschauzeichen von 
Schwäbisch-Hall auf 
dem Ratsbecher 
Figur x14. Depp. Gr. 
Unbekannte Meister- 
rnarke aufdem Rats- 
becher 
 
Figur 125. Natürliche Größe. Deckelügur auf dem Ritterschen Pokal 
(Eigentümer Großherzog von Sachsen) 
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