BEZOAR UND NATTERZUNGEN.
DONNERKEIL UND CANCRORUM OCULI.
„Unter dem Namen Bezoar, vom persischen bäd-sahr, soviel wie Ge-
gengift, verstand man verschiedene tierische Darm- und Magensteine. Nur
das sogenannte Bezoar von Goa war ein Kunstprodukt aus Erde, mit
Moschus und Ambra gemischt."
Diese künstlichen Bezoare waren ein Mittel gegen Unfruchtbarkeit,
die echten dagegen wurden in früheren Zeiten, ebenso wie auch noch heute
im Orient, im allgemeinen als Amulette getragen und im besonderen gegen
giftige Schlangenbisse angewandt. Wegen dieser ausgezeichneten Eigen-
schaften standen diese Steine früher hoch im Preise.
Die Sammlung bewahrt einen echten Bezoarstein, den wir in Figur x41
abbilden. Er ist ehemals wegen seiner Größe bemerkenswert gewesen und
ist es für uns heute noch wegen seiner Inschrift: „COMPOSITION PER-
FECTA. DE PIEDRA BEZAI-IAR. ICONTRA I-IIERBA." Sie besagt
durchaus nicht, daß der Stein eine ausgezeichnete Zusammensetzung, sondern,
daß er von vollkommener (natür-
licher) Bildung sei. Da ferner das
Wort „hierba" nicht im engern Sinne
als Gras aufzufassen ist, sondern im
weiteren als Gift, so lehrt die Inschrift
auch, daß der Stein ein Mittel gegen
Vergiftung ist.
Ein arabischer Fürst, der um
600 regierte, hat aber diese Eigen-
schaften des Bezoar nicht auf Treu
und Glauben hinnehmen wollen und
hat mit einer großenAnzahl solcher
Steine Versuche in corpore vili - an
Hühnern - gemacht, und nur 60
Steine bestanden die Probe. Keiner
dieser 60 wird aber heute noch erhalten
sein, denn die Steine wurden aufge-
braucht. Man schabte sie nämlich, um
die giftige Bißwunde mit dem Pulver
zu bedecken, oder man nahm den ge-
schabten Stein mit Wasser vermischt
innerlich als Schutzmittel. Wenn diese
Art der Anwendung, die ich einem
arabischen Schriftsteller des XIII.
Jahrhunderts entnehme, später noch
allgemein üblich war, dann ist es ein
besonderes Glück, wenn uns ein
Bezoarstein erhalten ist. Figur m. im. Gr. Echter Bezoar (Sammlung Figdor)
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