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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

1.1.: 
häuser in großer Zahl, an denen 
trotz vielfacher innerer Ver- 
änderungen doch manches Aus- 
schlaggebende, wie die große 
Diele (Abb. I5, 16), Treppen- 
anlagen (Abb. I6, I7), vor allem 
aber die äußere Erscheinung, 
ganz oder teilweise wenigstens 
erhalten blieb. Von nicht gerin- 
gerer Bedeutung ist der umfang- 
reiche Bestand an Häusern des 
Mittelstandes. Zwar fehlt ihnen 
der stattliche Frontaufbau. Gerade 
durch ihre geschmackvolle Be- 
scheidenheit aber tragen sie viel 
zum malerischen Reize der Stadt 
bei. In ihrer Art zeigen sie den 
künstlerischen Sinn der alten 
Werkmeister nicht in schlech- 
terem Lichte, als es die stattlichen 
Patrizierhäuser tun. In geome- 
trischer Aufnahme wirken diese 
einfachen Bauten belanglos. Ihre 
Bedeutung spricht sich nur im 
Zusammenhange mit der Um_ Ahb.43.LüneburgßeispieleinesFachwerkhausesdesXVI. 
_ Jahrhunderts, Untergeschoß neu 
gebung aus. Endlich kommt zu 
diesen beiden Typen noch ein wichtiger dritter, neben der Fuggerei zu 
Augsburg (1519) wohl die ältesten Beispiele ihrer Gattung: Gotische 
Arbeiterreihenhäuser, die bis ins XVI. Jahrhundert zurückreichen dürften 
(Abb. 39, 47).' Unter einem durchlaufenden First zusammengelegt, zeigten 
diese einfachen Dreizimmerhäuser, wie andere Zeiten selbst solchen Auf- 
gaben einen künstlerischen Stempel zu verleihen vermochten. Die gekup- 
pelten, spitzbogigen Eingänge, das bei aller Einfachheit im Obergeschoß 
angewandte reizvolle Riegelwerk haben nichts an sich, was an Massen- 
quartiere erinnert. Die Ausstattung ist bei aller Bescheidenheit der aufgewen- 
deten Mittel anmutend. Wie es freilich in bezug auf hygienische Vorrich- 
tungen da ausgesehen hat, lehrt der vollständige Mangel eines selbst ganz 
bescheidenen Hinweises auf das, was heutzutage kurzweg als W. C. be- 
zeichnet wird! Offenbar gab es früher vor solchen I-Iäusern in Nebenstraßen 
Dungstätten, wie sie sich zum Beispiel noch in einer Reihe kleinerer alter 
 
"' Die l-Iäuser, bis vor wenigen Jahren bewohnt, dann gesundheitspolizeilich geschlossen, sind neuerdings 
demoliert worden, ohne daß davon genaue Aufnahmen vorliegen. Diese Tatsache genügt, um die behördliche 
Interesselosigkeit für die kulturhistorische Bedeutung derartiger Bauten zu kennzeichnen. Die vorliegende 
Abbildung wurde anläßlich einer Meßaufnahme dieser höchst beachtenswerten Bauten seitens des Autors 
gemacht.
	        
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