elsässischer Städte vorfinden. Eine weit höhere Gattung von Dienst-
wohnungen bezeichnet die eine Häuserreihe in der „Reitenden Dienerstraße",
die, nach einheitlichem Planschema mit wohlausgebildeter Vorderfront
gebaut, mit rückwärtigem Gärtchen, Waschhaus und W. C. ausgestattet,
zeigen, daß die Wohnungsfürsorge den wirtschaftlich Schwachen gegenüber
älter ist, als gemeinhin angenommen wird. Die schmucken I-Iäuser gehören
dem XVI. Jahrhundert an.
Ein von 1580 datierter Holzschnitt, dessen Autor unbekannt ist, gibt ein
anschauliches Bild der gesamten Stadtanlage in Vogelperspektive. Mag daran
vielleicht auch manches nicht haarscharf mit derWirklichkeit übereingestimmt
haben, so ist das Blatt doch insofern von Wichtigkeit, als es den vollen
Bestand vieler seither verschwundener Bauten zeigt. Die Neuzeit mit ihrer
völlig veränderten Wertbemessung des Baulandes verändert dieses Bild
langsam, aber sicher mit der Zeit von Grund aus, und zwar um so rascher,
als der Vertreter baupolizeilicher Ideen, der heilige Bureaukratius, sein
Attribut, das egalisierende Lineal, ausgiebig gebraucht, vor allem Tabula rasa
zu machen sucht mit alle dem, wovon bei einer großen Zahl einfacher Bürger-
bäuser die Wirkung geradezu abhängt. Man stelle sich einmal Häuser wie
auf Abbildung 18, 19 ohne die ver-
glasten Vorsprünge vor! Was
bleibt ohne diese von Wirkung
dann noch übrig! . . .
Die ursprüngliche Bebauung
mag, wie das ja in den mei-
sten mittelalterlichen Städten, ge-
wachsenen wie angelegten, der
Fall ist, auf annähernd gleich
großen, ziemlich tiefen Parzellen
entstanden sein, die jedenfalls,
wie es damals üblich war, zu-
nächst in Bodenleihe vergeben
wurden und erst mit der Zeit
freies Eigentum, plena proprietas,
der Ansiedler geworden sind. Fast
durchweg ist die Giebelseite der
Straße zugekehrt. Die Entwick-
lung des Grundrisses folgte mit-
hin der Tiefenrichtung. Innerhalb
der umbauten Blocks blieb aus-
giebig bemessener olifener Raum
für Gärten und Hofanlagen. Für
hinreichenden Luftzutritt, für Be-
sonnung -Beigaben, deren große
Abb. 44. Lüneburg, Beispiel eines einfachen Fachwerk- _ __
hauses Teile unserer modernen Stadte