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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

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allem als „Taustein" seit Mitte des XV. jahrhunderts, siehe Abb. 13), grün 
oder dunkelbraun glasiert, bei Reliefs auch öfter mit mehrfarbigen Glasuren 
versehen, ist das allgemein verwendete, das bestimmende Material. Putz ist, 
außer etwa in den Blenden der Giebel, nicht alt. l-Iandgeformte Terrakotten 
kamen ebenfalls in Verwendung." Das leider nur mehr fragmentarisch erhal- 
tene Portal Neue Sülze 8 (Abb. 22) mit dem Porträt Kaiser Karls V. ist ein 
Beispiel dafür. Daß das Töpfergewerbe weit über dem gewöhnlichen Niveau 
stand, erhellt aus der architektonischen Verwendung von Majolikakacheln. Im 
Museum in Flensburg steht ein 
prächtiger, wohlerhaltener, aus 
Lüneburg stammender Majolika- 
ofen. 
Manche der frühen Profan- 
i bauten mögen aus technischen 
Gründen schon vor" langer Zeit 
durch Neubauten ersetzt worden 
sein. Die treibende Wirkung des 
teilweise totgebrannten Mörtels 
hat mehr als einen Giebel total aus 
Winkel und Lot gebracht, ihn 
windschief, bauchig gemacht. In 
technischen Fragen waren ja die 
alten Baumeister nicht gerade 
immer sehr vorsichtig und wähle- 
risch. An bevorzugten Plätzen 
wie Am Sande, in der Hauptstraße, 
yviegt die reine Backsteinarchitek- 
tur vor. Sie ist der Ausdruck der 
bürgerlichen Behäbigkeit, des 
Abb 46. Lüneburg Detail von einem Fachwerkbau des Patrizierreichtums. Der Fach- 
' '19", Jahrhunderts werkbau, vielfach durch reiche 
Schnitzerei in der Wirkung geho- 
ben, tritt mehr bei Hofbauten, beim Bürgerhaus der Nebenstraßen und 
Gassen in Anwendung. - Die ursprüngliche innere Raumteilung des Hauses 
dürfte derjenigen des aus mächtigen Eichenbalken gezimmerten niedersäch- 
sischen Bauernhauses nicht unähnlich gewesen sein. Den ganzen Raum zu 
ebener Erde nahm eine große, durch kräftige Pfosten mit darüberliegenden 
 
' Statius van Düren und seine Helfer, die in Schwerin, Gadehusch, Wismar, Stralsund, Lübeck und so 
weiter tätig waren, kommen vielleicht auch hier in Betracht. Daß die Stadtverwaltung baukünstlerischen Spezia- 
listen gegenüber sich äußerst wohlwollend verhielt, geht aus einem Vertrage zwischen Mitgliedern des Lllne- 
burger Rates und einem „TeygelxnesteW (Ziegelmeister) Hans Fhase hervor. Letzterer verstand sich darauf, 
große, omamentierte Quadratstücke in Ton zu formen und zu brennen, Haustilren, Giebelstücke und so weiter 
herzustellen. Um seine Bestrebungen zu stützen, wurde ihm, falls er nach Lüneburg übersiedelte, für zwei Jahre 
freie Behausung und die kostenlose Benutzung eines Brennofens, ebenso Aufnahme als Bürger und Eintritt in 
das Gewerk der "Snitker und Kunthormaker" (Tischler) zugesichert. Siehe Lüneburger Museumsblätter, 
Heft 6, p. 192. '
	        
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