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allem als „Taustein" seit Mitte des XV. jahrhunderts, siehe Abb. 13), grün
oder dunkelbraun glasiert, bei Reliefs auch öfter mit mehrfarbigen Glasuren
versehen, ist das allgemein verwendete, das bestimmende Material. Putz ist,
außer etwa in den Blenden der Giebel, nicht alt. l-Iandgeformte Terrakotten
kamen ebenfalls in Verwendung." Das leider nur mehr fragmentarisch erhal-
tene Portal Neue Sülze 8 (Abb. 22) mit dem Porträt Kaiser Karls V. ist ein
Beispiel dafür. Daß das Töpfergewerbe weit über dem gewöhnlichen Niveau
stand, erhellt aus der architektonischen Verwendung von Majolikakacheln. Im
Museum in Flensburg steht ein
prächtiger, wohlerhaltener, aus
Lüneburg stammender Majolika-
ofen.
Manche der frühen Profan-
i bauten mögen aus technischen
Gründen schon vor" langer Zeit
durch Neubauten ersetzt worden
sein. Die treibende Wirkung des
teilweise totgebrannten Mörtels
hat mehr als einen Giebel total aus
Winkel und Lot gebracht, ihn
windschief, bauchig gemacht. In
technischen Fragen waren ja die
alten Baumeister nicht gerade
immer sehr vorsichtig und wähle-
risch. An bevorzugten Plätzen
wie Am Sande, in der Hauptstraße,
yviegt die reine Backsteinarchitek-
tur vor. Sie ist der Ausdruck der
bürgerlichen Behäbigkeit, des
Abb 46. Lüneburg Detail von einem Fachwerkbau des Patrizierreichtums. Der Fach-
' '19", Jahrhunderts werkbau, vielfach durch reiche
Schnitzerei in der Wirkung geho-
ben, tritt mehr bei Hofbauten, beim Bürgerhaus der Nebenstraßen und
Gassen in Anwendung. - Die ursprüngliche innere Raumteilung des Hauses
dürfte derjenigen des aus mächtigen Eichenbalken gezimmerten niedersäch-
sischen Bauernhauses nicht unähnlich gewesen sein. Den ganzen Raum zu
ebener Erde nahm eine große, durch kräftige Pfosten mit darüberliegenden
' Statius van Düren und seine Helfer, die in Schwerin, Gadehusch, Wismar, Stralsund, Lübeck und so
weiter tätig waren, kommen vielleicht auch hier in Betracht. Daß die Stadtverwaltung baukünstlerischen Spezia-
listen gegenüber sich äußerst wohlwollend verhielt, geht aus einem Vertrage zwischen Mitgliedern des Lllne-
burger Rates und einem „TeygelxnesteW (Ziegelmeister) Hans Fhase hervor. Letzterer verstand sich darauf,
große, omamentierte Quadratstücke in Ton zu formen und zu brennen, Haustilren, Giebelstücke und so weiter
herzustellen. Um seine Bestrebungen zu stützen, wurde ihm, falls er nach Lüneburg übersiedelte, für zwei Jahre
freie Behausung und die kostenlose Benutzung eines Brennofens, ebenso Aufnahme als Bürger und Eintritt in
das Gewerk der "Snitker und Kunthormaker" (Tischler) zugesichert. Siehe Lüneburger Museumsblätter,
Heft 6, p. 192. '