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Full text: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

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Abb. 49. Lüneburg, Sankt Michaelskirche, Epitapb des Abtes 
Herbert von Helle, Bildhauerei von A. von Soest 
 
wirtschaftlicher Betriebe, an denen 
im früheren Mittelalter sehr viele 
Stadtbewohner noch festhielten, 
oder als Warenspeicher benutzt 
wurde. Mit dem Aufgeben der 
Landwirtschaft, mit der zuneh- 
menden Unterscheidung von Herr 
und Knecht wuchsen die An- 
sprüche an die Ausbildung des 
Wohnhauses. Die Diele, auch 
bei manchen späteren Bauten 
noch der größte Raum der Ge- 
samtanlage (siehe Abb. 15 und 16), 
bekam mit der Zeit Einbauten, 
Zimmer nach der Straße, nach 
dem Hofe, dem rückwärtigen 
Garten. Die Küche, durch einen 
langen Lichtschacht von oben her 
beleuchtet (noch in einer großen 
Zahl von Häusem zu finden), 
wurde zwischen diese Räume 
gelegt (siehe Plan Abb. 11). Viel- 
fach ist im Laufe der Zeit durch 
wechselnde Einbauten der ur- 
sprüngliche Charakter vollständig 
verändert worden, bei genauer 
Untersuchung aber noch immer auffindbar. In welchem Maße sich diese 
Veränderungen im Laufe der Zeit vollzogen, geht unter anderem aus der 
Beschreibung des ehemaligen Hauses Nr. 49 Am Sande (Zeitschrift für 
Architektur und Ingenieurwesen, 1902, Heft 5, hier Abb. II und 26), das 
 
Abb. 50. Säule 
des Marktbrun- 
nens zu Lüne- 
burg 
Architekt Fr. Krüger während des Abbruches in allen Einzel- 
heiten studierte, hervor. Es fand sich zum Beispiel eine im 
Keller eingebaute, dem XV. Jahrhundert entstammende, höchst 
interessante Luftheizungsvorrichtung, bei der durch offenes 
Feuer bestrichene und bis aufs äußerste erhitzte Findlingsteine 
die Wärmequellen bildeten, vor. Vom ursprünglichsten Kamin 
gaben nur rauchgeschwärzte Mauerstellen noch eine Andeutung. 
Was sich von solchen Rauchabzugvorrichtungen vorfand, 
gehörte weit späteren Zeiten an. In einem Raume des Erd- 
geschosses fanden sich nicht weniger als vier Decken (Plafonds) 
übereinander; an andern Stellen gab eine ganze Reihe von 
übereinandergeklebten Tapeten eine förmliche Geschichte der 
Geschmacksrichtungen, eine Reihe von Niederschlägen ver- 
schiedener Zeiten. Kein Wunder also, wenn die älteste, sicher-
	        
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