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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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Am lohnendsten freilich ist „die Eb'ne, die im Gold der Ähren prangt". Sie prangte 
in diesem Golde schon zur Zeit der Avaren, welche die kostbare Beute ihrer Plünderzüge 
in ihren „Ring" (Ringwall) bei Szent-Anna schleppten, aus dem im Jahre 1888 ein 
schöner goldener Kranz ans Tageslicht gelangte; zwischen ihren Außenwällen aber betrieben 
sie Ackerbau und Viehzucht, und doch war ein großer Theil dieser Gegend noch vor 
wenigen Jahrzehnten mit Wäldern bedeckt. Im Wappen des Araber Comitats halten zwei 
rothe Löwen in silbernem Felde eine entwurzelte Ulme, und eben diese Ulme stand bis in 
die neuste Zeit an jener Stelle, wo der Weg von Szent-Anna nach Vilagos eine 
Abzweigung gegen Galsa hin entsendet. Die deutsche Bevölkerung nannte insbesondere 
diesen Baum „die Ulm". Es ist verhältnißmäßig noch nicht lange her, daß das Ärar als 
Besitzer diese gewaltigen Forste den Interessen des Ackerbaues zum Opfer gebracht hat, 
und schon jetzt verdient die landwirthschaftliche Thütigkeit der Schwaben von Szent-Anna 
mit Lob hervorgehoben zu werden. Sie haben die großen Begünstigungen, die ihnen bei 
ihrer Ansiedlung gewährt wurden, gut benützt, ja sie begnügen sich gar nicht mit ihrem 
eigenen ausgedehnten Landbesitz, sondern pachten gern auch anderwärts. Die Wohl 
habenheit ist daher allgemein. So hat vor kurzem ein einfacher Bauer ganz allein mit 
einem Kostenaufwande von 12.000 Gulden die Dreifaltigkeitssäule vor der schönen Kirche 
zu Szent-Anna errichten lassen. Auch die in der Ebene wohnenden Rumänen sind wohl 
habender und in der Cultur weiter fortgeschritten als ihre Stammgenossen im Gebirge. 
Südlich von Vilagos wandern wir längs der mit Winzerhüusern („üolirn") besetzten 
Bergabhänge weiter. Über Kovaszinez, Kuvin und Gyorok gelangen wir nach Menes, 
dessen Rothwein bereits der treffliche Geograph Schwartner zu Anfang des Jahrhunderts 
mit dem homerischen Nektar verglichen und einen „Wein von angenehmer Süße" genannt 
hat. In Menes und der Hegyalja wurde schon am Ende des XII. Jahrhunderts Wein 
gekeltert, die Production des rothen Ausbruchs jedoch begann erst um 1709 in Schwung 
zu kommen. Man hatte verbreitet, es wären, wie in Tokaj, mit Goldstaub bedeckte Trauben 
gefunden worden; doch bringt dieser Wein seinen Erzeugern erst seit 1783 wirklich Gold, 
denn damals begann der Handel damit nach England, seit 1841 aber nach Amerika. Ein 
Sprichwort sagt: „Tokajer dem Kranken, Meneser dem Gesunden!" Der rothe Ausbruch 
hat einen angenehmen Nelkenduft und eine sehr feine Blume. Vörösmarty uennt diesen 
Wein „dunkel wie ein Zigeunermüdchen". Es werden davon jährlich 4.000 bis 5.000 
Hektoliter Ausbruch und 3.000 bis 4.000 Hektoliter Nachweiu („müslüs") gewonnen. 
Auch der Helle, goldgelbe Meneser findet guten Absatz, man schätzt an ihm seinen 
säuerlichen Geschmack, das vorzügliche Bouguet, die spiegelnde Reinheit und den seinen 
Duft. Der Gesammtertrag an Meneser Wein wird auf 60.000 bis 70.000 Hektoliter- 
jährlich geschätzt.
	        
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