freundschaft der Bürgerik angewiesen waren, ist nach verschiedenen Um- und
Neubauten", nachdem es auch der Urgroßmutter Friedrichs des Großen,
Eleonore d'Olbreuse, als Witwensitz gedient hatte, schließlich seit 1866 eine
Kaserne geworden, in der noch einige wenige Rudera von andern Zeiten
erzählen. - Mit dem Namen „Gotteshaus" wurden zahlreiche Stiftungen
bezeichnet, die Armen, Kranken, Unterstützungsbedürftigen, auch Fremden,
Hilfe in geringerem oder ausgiebigerem Maße, Pflege, Obdach und so weiter
boten. Vom „Gral""""", einer derartigen Stiftung, ist nichts übrig geblieben;
ebenso sind eine Reihe kleinerer „Gotteshäuser" verschwunden, dagegen
besteht das durch einen schlanken Dachreiter ausgezeichnete Heiliggeist-
spital noch und von alten Privatstiftungen das laut Inschrift I576 erbaute
„I-Iospitale quod ad Rubeum Gallum vulgariter nuncupatur", der „Rote
Hahn", ein stattlicher dreigiebeliger F achwerkbau (Abb. 42), auf dessen Hof
die ziemlich dunklen, hygienisch nicht gerade einwandfreien Einzelklein-
wohnungen, meist von bejahrten Frauen besetzt, münden.
Obenan unter all diesen bürgerlichen Zwecken gewidmeten Bauten
steht das als Profanbau wohl zu den interessantesten Gebäuden Deutsch-
lands zählende Rathaus. Auf einem langgestreckten rechteckigen Bauplatz
(zirka 40 Meter breit und 120 Meter lang) am neuen Markte in verschiedenen
Bauperioden errichtet, gehört es seiner Entstehungszeit nach in die von
Heinrich dem Löwen zwischen die Altstadt und dem Orte Modestorp gelegte
" Das dauerte bis in die Mitte des XVI. Jahrhunderts. Der Sodrneister war verpliichtet, dem Fürsten
während seiner Anwesenheit täglich acht Gerichte zu liefern.
"f Ende des XVII. Jahrhunderts findet sich bei einem solchen Neubau ein Italiener, Domenico Antonio
Rossi, der in Paris Vorstudien betrieben
hatte, als Maurermeister, ein anderer, Ja-
kopo Perinetti, als Stukkateur beschäftigt.
Man wird kaum fehlgehen, wenn man
die in Lüneburg noch vorhandenen Stucco-
decken, deren Haltung auf außerdeutsche
Vorbilder hinweist, diesem Künstler, min-
destens aber seinem Einflusse zuweist. Der
Fall ist umso lehrreicher, als er zeigt, daß
künstlerische und kulturelle Einßüsse oft
durcheinander gewürfelt erscheinen, wie es
der Boden der Heide in geologischer Be-
ziehung ist.
"""' Das Wort ist eine Ortsbezeichnung,
die mit dem Zwecke des darauf errichteten
Spitals in gar keinem Zusammenhange steht,
noch irgendwelche geheimnisvolle Bedeu-
tung in sich schließt. Nach der in den
„Kunstdenlcmälern der Provinz Han-
nover", Seite x83, gegebenen Erklä-
rung heißt „gralen" im Mitteldeut-
schen soviel wie gröhlen, lärmend
fröhlich sein. Görges bringt die Orts-
bezeichnung zu Lüneburg in Zusam-
menhang mit dern in der Nähe von
alters her abgehaltenen Maifeste, bei
dem es immer hoch herging und viel
]ubel war. An der „Graalstraße" steht
das alte Burgmannshaus derer „von Abb. 66. Rathaus zu Lüneburg, Hirschhorn-Kronleuchter aus dem
dem Berge". Fürstensaale