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Abb. 69. Rathaus zu Lüneburg, Stirnseite einer
Bank in der „Neuen Ratsstube"
wesentlich mehr aufs Festliche ge-
stimmt ist in den übrig gebliebenen
gotischen Teilen der in der Renaissance-
zeit stark umgestalteten „Laube" (Abb.
58). Die noch vorhandenen Möbelstücke
der letzteren (Abb. 59, 60), die köst-
lichen gleichzeitigen Glasmalereien'
lassen einen Rückschluß auf die frühere
Gesamteinrichtung zu. Nicht minder
der räumlich imponierende Fürstensaal
(Abb. 63), dessen farbiger Wand-
schmuck (Abb. 67) trotz stellenweiser
Übermalung, dessen Vertäfelung, des-
sen mächtige Hirschgeweih-Kronen-
leuchtet zusammen mit der gotischen
Deckenbemalung (Reste davon sind
unter der späteren Übermalung erhalten
geblieben) sicherlich ein äußerst präch-
tiges Bild boten, zumal, wenn man sich
die bunten Gewänder der Zeit, fun-
kelnde Rüstungen undWaffen, Blumen-
schmuck, farbigen Bodenbelag, ge-
deckte Tafeln mit köstlichem Geschirr
und so weiter dazu denkt. Der Raum
hat selbst jetzt in seiner Leerheit etwas
Großzügiges. Möge ihn ein gutes Ge-
schick vor einem Schicksal bewahren,
wie es sich zum Beispiel am Saale des
Kaiserhauses zu Goslar vollzog. An
ähnlichen wertvollen Originalerschei-
nungen ist in Deutschland nicht gar
vieles vorhanden. Sie sind bei aller Ein-
fachheit zehnmal mehr wert als so
mancher mit „historischen Fresken"
ausstaftierte Saal.
Zu weit ernsterer, künstlerisch
höher zu veranschlagender, verfeinerter
Prachtentfaltung steigert sich die Innen-
dekoration in der „Neuen Ratsstube"
(Abb. 68 bis 74), der „Nien Dörntze",
auch als „dat nige Gemak" bezeichnet.
Während die stark farbige Stimmung
der Laube und des Fürstensaales etwas Heiteres an sich tragen, ist dieser
Raum, dem Ernste seines Zweckes entsprechend, ohne kräftige farbige Note