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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

der Zeit relativ gut widerstanden haben. - Wer Reliquienbehälter und der- 
gleichen sehen will, die früher zu dem außerordentlich reichen Kirchen- 
schatze (es gibt Inventare aus der Zeit kurz vor der Reformation) von Sankt 
Michael gehörten, muß sie im Provinzialmuseum zu Hannover suchen. 
Einiges ist auch im Lüneburger Museum zu finden. In der städtischen Biblio- 
thek aber findet der Bibliophile eine Unmenge von Wiegendrucken, die den 
aufgehobenen Lüneburger Klöstern entstammen. 
Von der dem heiligen Cyriakus geweihten Pfarrkirche der alten Stadt, 
die aus fortiiikatorischen Gründen bei der Wiederbefestigung des Kalkberges 
im Dreißigjährigen Kriege abgebrochen wurde, ist keine 
Spur übrig geblieben. Ebenso verhält es sich mit den ' i 
zahlreichen „Klosterhöfen", Absteigequartieren aus- 
wärtiger Klöster. Da die Salinenrechte größtenteils in 
den Händen auswärtiger geistlicher Würdenträger sich 
befanden, müssen solche Klosterhöfe, die alle auch ihre 
Kapellen hatten, in reicher Zahl vorhanden gewesen 
sein. Vom Prämonstratenserkloster Heiligenthal besteht 
noch das Propsteigebäude (Abb. 26) und von einem 
Franziskanerkloster blieben in der jetzigen Stadtbiblio- 
thek und dem Armenhause Einzelteile erhalten. Ein 
Kirchenbau von ganz gewaltigen Dimensionen sollte die 
bloß in ihrer Chorpartie vollendete Nikolaikirche werden. 
Ihre volle architektonische Entwicklung unterblieb aus 
Mangel an Geldmitteln. Im südlichen Seitenschiff befin- 
det sich eines der Monumente, welche die Stadt den in 
der Sankt Ursulanacht 1371 gefallenen Ratsmannen und 
Bürgern an verschiedenen Stellen kurze Zeit nach dem 
Ereignisse errichten ließ. Es gilt dem damaligen Bürger- 
meister Heinrich Viskule, der eines der ersten Opfer der 
Mordnacht war. - Wegen „Baufälligkeit" wurde 1860 
die zur Saline in nahen Beziehungen stehende Lamberti- 
kirche auf Abbruch an den Meistbietenden verkauft. Es 
mußten dann Sprengmittel angewendet werden, um die 
wirkliche Baufälligkeit herbeizuführen. Das Schicksal 
war somit den Kirchen Lüneburgs nicht gerade sehr 
günstig. Um so wichtiger ist es, daß wenigstens ein 
Beispiel erhalten blieb, ein Beispiel, das, wenn auch 
nicht in allen Teilen seiner ursprünglichen Erscheinung 
auf unsere Zeit gekommen, doch immerhin als typischer 
Bau angesehen werden muß. Bedeutend ist die Kirche, 
abgesehen von ihrer baulichen Anlage, durch die große 
Zahl erhalten gebliebener künstlerischer Arbeiten deko- 
rativer Art. Es ist die dem östlichen Teile des Platzes 
„Am Sande" vorgelagerte ehrwürdige Sankt Johanni- 
Abb. 74. Detail einer Tür- 
umrahmung der „Neuen 
Ratsstube". Holzbild- 
hauerei von A. von Soest
	        
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