der Zeit relativ gut widerstanden haben. - Wer Reliquienbehälter und der-
gleichen sehen will, die früher zu dem außerordentlich reichen Kirchen-
schatze (es gibt Inventare aus der Zeit kurz vor der Reformation) von Sankt
Michael gehörten, muß sie im Provinzialmuseum zu Hannover suchen.
Einiges ist auch im Lüneburger Museum zu finden. In der städtischen Biblio-
thek aber findet der Bibliophile eine Unmenge von Wiegendrucken, die den
aufgehobenen Lüneburger Klöstern entstammen.
Von der dem heiligen Cyriakus geweihten Pfarrkirche der alten Stadt,
die aus fortiiikatorischen Gründen bei der Wiederbefestigung des Kalkberges
im Dreißigjährigen Kriege abgebrochen wurde, ist keine
Spur übrig geblieben. Ebenso verhält es sich mit den ' i
zahlreichen „Klosterhöfen", Absteigequartieren aus-
wärtiger Klöster. Da die Salinenrechte größtenteils in
den Händen auswärtiger geistlicher Würdenträger sich
befanden, müssen solche Klosterhöfe, die alle auch ihre
Kapellen hatten, in reicher Zahl vorhanden gewesen
sein. Vom Prämonstratenserkloster Heiligenthal besteht
noch das Propsteigebäude (Abb. 26) und von einem
Franziskanerkloster blieben in der jetzigen Stadtbiblio-
thek und dem Armenhause Einzelteile erhalten. Ein
Kirchenbau von ganz gewaltigen Dimensionen sollte die
bloß in ihrer Chorpartie vollendete Nikolaikirche werden.
Ihre volle architektonische Entwicklung unterblieb aus
Mangel an Geldmitteln. Im südlichen Seitenschiff befin-
det sich eines der Monumente, welche die Stadt den in
der Sankt Ursulanacht 1371 gefallenen Ratsmannen und
Bürgern an verschiedenen Stellen kurze Zeit nach dem
Ereignisse errichten ließ. Es gilt dem damaligen Bürger-
meister Heinrich Viskule, der eines der ersten Opfer der
Mordnacht war. - Wegen „Baufälligkeit" wurde 1860
die zur Saline in nahen Beziehungen stehende Lamberti-
kirche auf Abbruch an den Meistbietenden verkauft. Es
mußten dann Sprengmittel angewendet werden, um die
wirkliche Baufälligkeit herbeizuführen. Das Schicksal
war somit den Kirchen Lüneburgs nicht gerade sehr
günstig. Um so wichtiger ist es, daß wenigstens ein
Beispiel erhalten blieb, ein Beispiel, das, wenn auch
nicht in allen Teilen seiner ursprünglichen Erscheinung
auf unsere Zeit gekommen, doch immerhin als typischer
Bau angesehen werden muß. Bedeutend ist die Kirche,
abgesehen von ihrer baulichen Anlage, durch die große
Zahl erhalten gebliebener künstlerischer Arbeiten deko-
rativer Art. Es ist die dem östlichen Teile des Platzes
„Am Sande" vorgelagerte ehrwürdige Sankt Johanni-
Abb. 74. Detail einer Tür-
umrahmung der „Neuen
Ratsstube". Holzbild-
hauerei von A. von Soest