schön waren), den mit iiguralem und ornamentalern Schmucke reich bedachten
Altären (der I-Iauptaltar ist größtenteils erhalten), muß, den kurz vor Eintritt
der Reformation abgefaßten Verzeichnissen nach, der Reichtum an litur-
gischen Gewändern beispielsweise enorm gewesen sein. Und daß eine Stadt
mit so vielen geschickten Goldschmieden in vorreformatorischen Zeiten auch
manchen schönen Kelch, vorzügliche Monstranzen aufzuweisen hatte, ist
ohne weiteres anzunehmen. Einige wenige davon bewahrt die Kirche noch.
Von der allerersten Anlage sind keine Reste vorhanden. Der jetzige Bau,
eine, wie gesagt, ursprünglich dreischiftige, später erweiterte fünfschifiige,
nahezu quadratische Hallenkirche mit polygonalen Chorabschlüssen nach
Osten, vorgelagertem mächtigen Turmbau nach Westen, äußerlich schein-
bar dreischiftig, weil die drei inneren Schiffe unter ein Dach zusammen-
gefaßt sind, gehört dem XIII. und dem beginnenden XIV. Jahrhundert an.
Der schon Ende des XIV. Jahrhunderts fertig erbaute Turm brannte 1406
nieder, war aber 1410 mächtiger als zuvor wieder aufgebaut. Da das Ganze
ein Backsteinbau ist und das seit Ende des XIII. Jahrhunderts in Betrieb
stehende Ratsziegelhaus zur Deckung des Baumaterialbedarfes nicht aus-
reichte, wurde ein besonderer „JohannisziegelhoP errichtet. Das Fehlen
reicher architektonischer Details ist aus dem Material erklärlich. Die Wir-
kung des schlicht gehaltenen Gebäudes beruht auf seiner nur wenig ge-
gliederten Masse. Vor allem spricht der zirka 105 Meter hohe Turm, dessen
vier Giebel teils Hächenhaften Schmuck, teils Lisenengliederung aufweisen,
dabei wesentlich mit. Aus den Turmkanten und über den Giebeldreiecken
steigt dann die mächtige, in Kupfer eingedeckte, achtseitige Pyramide auf,
durch ihre Form sowohl als durch die leuchtend grüne Patina ein Wahr-
zeichen der alten, schönen Heidestadt. Noch heute klingt, allmorgendlich
nach allen vier Windrichtungen geblasen, ein Choral von der Höhe dieses
Turmes herab - ein eigenartig sympathisch berührender Brauch, der wie ein
Stück wirklich guter alter Zeit sich in den beginnenden Tageslärm der zu
neuem Emporblühen sich anschickenden Stadt mengt, verklingend in den
Weiten der ehemaligen Heide, die heute vielfach in blühende Gärten umge-
wandelt ist. -Die einzelnen Kunstdenkmäler der Kirche hier zu katalogisieren,
ist überflüssig. Das haben Berufenere in vorzüglicher Weise getan. Es
handelte sich darum, den Umriß eines der interessantesten deutschen Städte-
bilder zu zeichnen, bei dem das mittelalterliche, bodenständige Wesen in
vorwiegender Weise zum Ausdruck kommt, während in anderen I-Iansa-
städten seit dem Ende des XVI. Jahrhunderts holländischer Einfiuß die
Oberhand gewinnt. Manches mag anderswo zu weit reicherer Ausbildung
gekommen sein. Aber es trägt den Stempel des Importierten. Es ist nicht in
gleichem Maße mit dem Boden verwachsen. Man spricht und singt sehr viel
von Vaterlandsliebe und Vaterlandsstolz - aber man reist viel lieber ins
Ausland und weiß im großen ganzen eigentlich recht wenig von den großen
Schönheiten der eigenen Erde, von den Monumenten der Vergangenheit
auf heimatlichem Boden. Lüneburg ist unter ihnen eines der wertvollsten.