Abb. 15. Grabplatte des Paul ReyE im Ferdinandeum in Innsbruck
wie bei dem Monument des Christoph von Truchseß hat sich freilich Sebald
Bocksdorffer nicht mehr emporgeschwungen. Es will jedoch hierbei in Er-
wägung gezogen werden, daß es sich bei dem Truchseß-Epitaph nicht wie
bei den Wappensteinen um eine fast alltägliche Arbeit, sondern um ein
Monumentalwerk handelte, das seiner Größe und dern Reichtum seines
Bilderstoffes entsprechend mit aller Liebe und mit Aufwand allen Kunstver-
mögens durchgeführt sein wollte. Es verdient weiter besondere Berücksich-
tigung, daß zwischen den Grabplatten in Wilten und Landeck einer- und
dem Denkmal in Neustift andrerseits eine Spanne von durchschnittlich zehn
bis fünfzehn Jahren liegt. Alle diese einfacheren Arbeiten sind als Vorläufer
für das reifste Werk des Meisters zu bewerten. In ihm hat er sich auch,
wenigstens was das dekorative Beiwerk anlangt, am meisten von der gotischen
Tradition frei gemacht.
In den obenerwähnten Urkunden erscheint Sebald Bocksdorffer auch
als Bildschnitzer und Maler. Mit dem Tischler Hans von Werdt fertigt er
„zum Dreißigsten weiland Erzherzogs Sigmund" dreizehn kleinere und ein
großes Wappen mit Schild und Helm. Am siebenten und dreißigsten Tag
nach dem Todestag pflegten für die Verstorbenen feierliche Trauerämter
abgehalten zu werden. Die von Hans von Werdt und Sebald Bocksdorffer
gefertigten Wappenschilde haben demnach aller Wahrscheinlichkeit zur
Dekoration des Katafalks oder zu einem ähnlichen Zwecke gedient. Leider
scheint sich nichts davon erhalten zu haben. Wie aber Bocksdorffer seine
Aufgabe löste, können wir uns an einem Totenschilde klar machen, das ich
für eine unzweifelhafte Arbeit seiner Hand halte. Er schnitzte ihn für Oswald
von Schrofenstein, dem er auch den Grabstein rneißelte, und wir finden es
in der Kirche zu Landeck unweit des oben erwähnten Steines aufgehangeni
(Abb. I3).
" Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, Neue Folge, Bd. XVI (1890), Seite 27.